Irland Piloten-UFO, was sind die möglichen Theorien?

Wir haben bereits über den Vorfall berichtet und den Beitrag auch nochmal ergänzt (siehe hier). Nunmehr sind zwei Wochen nach der aufsehenerregenden Sichtungsmeldung mehrerer Piloten über Irland vergangen und es gibt noch keine endgültige Bestätigung dessen, was da über den morgendlichen Nachthimmel geflogen ist und beobachtet wurde. War es ein Meteor, wie schon mehrfach erwähnt, ausgedienter Weltraumschrott, der als Re-Entry in die Atmosphäre eingedrungen und verglüht ist, ein illegales Flugzeug im nicht-authorisierten Luftraum oder irgendeine militärische Aktivität? Wir wollen einige möglichen Ursachen beleuchten.


Meteor

Schon während des Vorfalls verglich es der Virgin Atlantic Airlines-Pilot, der es auch beobachtete, mit einem Meteor oder anderen Objekten, die in die Erdatmosphäre eintreten. Dieser Meinung sind auch der Luftfahrtjournalist Gerry Byrne, der einen Meteor als wahrscheinlich ansieht, da es nicht ungewöhnlich sei, dass Meteoriten auch aus einem niedrigen Winkel in die Erdatmosphäre eindringen, und der Astronom Apostolos Christou vom Armagh-Observatorium und Planetarium, der einen Meteor ebenso als sehr wahrscheinlich ansieht. Aufgrund der Helligkeit vermutet er ein etwas größeres Objekt, in Walmuss- oder Apfelgröße, das dann auch in mehrere Teile zerfiel, was die Beschreibung eines oder auch mehrerer Objekte bestäigen würde. Als möglicher Verursacher kommen die zu diesem Zeitpunkt auftretenden Tauriden in Betracht, allerdings gab es parallel und unmittelbar nach diesem Vorfall noch keine bestätigten Meteorbeobachtungen.

Kurze Zeit später allerdings kamen die erste und nachfolgend weitere Meteorbeobachtungen aus Schottland und Nordirland, die bei der International Meteor Organisation dokumentiert sind und die den Franzosen Christophe Spitzer dazu veranlassten, den Vorfall mit dieser Meteorbeobachtung in Verbindung zu bringen und entsprechende Infografiken dazu zu erstellen. "Ich habe die kürzlich aktualisierte IMO-Karte der Beobachtungen und SSR-Daten (Secondary Search Radar) von VASAviation verwendet und sie mit Planefinder-Daten verglichen. Ich habe auch die ATC-Transkription in chronologischer Reihenfolge von oben nach unten von VASAviation verwendet. Denken Sie vor allem daran, dass die Helligkeit von Boliden und Superboliden unter 50 km zunimmt. Alle drei Flugzeuge hätten es von ihrem jeweiligen Flugniveau aus sehen können, wenn der Bolide zuerst in einer Höhe von 120.000 ft (+ - 35 km AMSL) gesichtet wurde." (s. nachfolgend die beiden Infografiken).


Infografiken von Christophe Spitzer (Quelle: Facebook Christophe Spitzer)


Eine Bestätigung dessen könnte auch ein veröffentlichtes Dashcam-Video von Sandy Laverty aus dem nordirischen Coleraine sein, das ein Objekt drei Minuten vor der ersten Sichtungsmeldung zeigt und einem Meteor ähnlich ist.

UFO Caught on Video in Northern Ireland Three Minutes before Pilots Sighting (Quelle: YouTube UFO Casebook):

Ein Widerspruch hinsichtlich den Sichtungsmeldungen sind die unterschiedlichen Angaben zum Wegflug des Objekts bzw. der Objekte, zwischen der BA-Pilotin (nach Norden abfliegend) und des VS-Piloten (nach rechts weg fliegend, was etwa südöstlicher Richtung entspricht). Christophe Spitzer hat sich speziell auch mit diesem Widerspruch befasst und dazu verschiedene Quellen ausgewertet: "Ich versuche, die kurze Beobachtung und den Bericht der  Pilotin zu verstehen, da dies die "widersprüchlichste" und kontraintuitivste in Bezug auf die Beobachtung ist. (...) Eine erneute Analyse ermöglichte es mir, einen ungefähren Vektor zu erstellen, um zu verstehen, warum die BA-Pilotin berichtet, dass das Objekt 'schnell in den Norden' abfliegt. Da ich wusste, dass Boliden unter 50 km hell werden und unter 40 km superhell sind, habe ich 36 km ASL (120.000 ft) als konservative Schätzung für die obere Grenze (Alt) verwendet. Ich habe 17,5 km als untere Grenze (Alt) basierend auf den AMS-Spezifikationen für Bolide ausgewählt, da der Abblationsprozess nicht zu weit unterhalb dieser Höhe stoppt. (zwischen 20 km und 15 km). (...) Meine erneute Erstellung basiert auf einer durchschnittlichen Bodentemperatur von 12 ° C und ich habe nur eine Bildschirmaufnahme (Stellarium) um 06:44:20 UTC (Strich-Nockenuhr) verwendet, da es ein kurzes Ereignis war. Das Flugzeug flog OSE (092 °) und der Bolide war auf ihrer Position 9 Uhr (Az: 019 °) sichtbar, als sie es zuerst sah, mit anderen Worten zu ihrer Linken, wie es in ihrem ATC-Funkverkehr heißt. Die Tatsache, dass der Bolide im FoV leicht nach rechts ging, deutet darauf hin, dass sie glaubte, dass es in den Norden fliegen würde, da es für sie wahrscheinlich wäre, wenn es von ihr weg und Richtung NNO flog. In Wirklichkeit flog es Richtung SSO (152 °)."
Mit anderen Worten, die Aussage des VS-Piloten wäre demnach korrekt und würde sich mit dem angenommenen Flugverlauf des Boliden aus den Meteorbeobachtungen decken. Warum die Pilotin es als nach Norden abfliegend beschrieb, ist unklar.


Infografik von Christophe Spitzer zur Analyse der Aussage der BA-Pilotin (Quelle: Facebook Christophe Spitzer)


Weltraummüll

Neben einem Meteor kommt auch Weltraumschrott, das als so genannter Re-Entry in die Atmosphäre eintritt, in Frage, da er ganz ähnlich in Erscheinung tritt, wie ein Meteor und vom Virgin Airlines-Piloten ebenso vermutet wurde. Dafür sprechen würde die Aussage des Piloten, dass es sich um mehrere Objekte auf derselben Flugbahn handeln würde, da ein Re-Entry in der Regel zur Fragmentierung neigt, also in mehrere Objekte beim Wiedereintritt zerfällt. Das oben bereits erwähnte und gezeigte Dashcam-Video soll diese Theorie stützen, da es zeigt, wie sich das Objekt aufzubrechen und sich danach aufzulösen scheint. Leider ist dies auf dem Video allerdings nur in einer kurzen Sequenz zu sehen. Hierzu noch ein kurzer Screenshot aus dem Video.


Screenshot aus dem Dashcam-Video (Quelle: Video von Sandy Laverty/iNews)


Die Fahrerin des Fahrzeugs beschrieb es als real viel heller und größer. Die Aussagen der Piloten schwanken zwischen einem und mehreren Objekten. Ein auch für Re-Entries typischer Schweif wird nicht beschrieben. Die von den Piloten angegebene sehr hohe Geschwindigkeit spräche auch eher gegen ein Re-Entry, da diese mit deutlich langsamer Geschwindigkeit auftreten und somit oft länger beobachtet werden können, als Meteore. Konkrete Re-Entry-Ereignisse, die bspw. auf SATVIEW abgefragt werden können, werden zum fraglichen Zeitpunkt nicht gelistet. Zwar wird von Newshub Neuseeland ein Re-Entry als am Wahrscheinlichsten angesehen, aber die Meteortheorie gar nicht erwähnt.

Militärische Aktivitäten

Die Pilotin des British Airways-Fluges fragte als erstes nach möglichen Militärübungen in der Nähe, was nach einer kurzen Pause vom Fluglotsen verneint wurde, und weiter, dass kein anderes Flugzeug angezeigt würde, was dafür verantwortlich sein könnte. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass diese Möglichkeit ausgeschlossen werden kann. So flog im Jahr 2003 der damalige US-Präsident George W. Bush in einer streng geheimen Mission mit der Air Force One in den Irak, um die dort stationierten amerikanischen Truppen zu besuchen. Angesichts der extremen Gefahr, den Präsidenten in ein Kriegsgebiet zu bringen, war es wichtig, dass niemand wusste, dass er kommen würde. Dies bedeutete, dass die Besatzung eine Entfernung von 10.000 km zurücklegen musste, 10 Stunden brauchte und über den belebten Luftraum von Großbritannien, Frankreich und Deutschland flog, ohne dass das charakteristische, riesige blau-weiße Flugzeug von irgendjemandem entdeckt wurde.
Kommunikation und Identifkation der Air Force One waren abgeschaltet, und die Besatzung identifizierte sich im Bedarfsfall für die Flugverkehrskontrolle als das viel kleinere Privatflugzeug Gulfstream. Dies war ihre Tarnung für den Fall, dass sie während des Fluges auf Radarschirmen auftauchten. Die damalige Mission wurde fast abgebrochen, als das Präsidentenflugzeug über London flog. Ein aufmerksamer Pilot, der die Maschine in der Luft sah, meldete sich über Funk und fragte: "Habe ich gerade Air Force One gesehen?" Es herrschte etwas Stille, dann antwortete der Air Force One-Captain: "Nein, Gulfstream." Zum Glück für den Präsidenten und sein Team führte der Pilot seine Beobachtung nicht weiter aus und Präsident Bush landete im Irak, bevor überhaupt jemand wusste, dass er kommen würde. Air Force One, eines der am besten identifizierbaren Flugzeuge der Welt, flog innerhalb des britischen Luftraums, und keiner der Fluglotsen hatte eine Ahnung.

Für den vorliegenden Fall dürfte das jedoch kaum in Frage kommen, und ob die Beobachtung mit sonstigen, geheimen Flugmanövern in Einklang zu bringen ist, ist aufgrund der Nähe zu zivilen Flugkorridoren doch fraglich. Anderweitige Militärmanöver dürften ingesamt auch mehr Aufmerksamkeit erregt haben und würden ggf. im Nachhinein bekannt gemacht werden. Hinweise darauf oder auf irgendwelche illegalen Flugbewegungen gibt es zum derzeitigen Zeitpunkt nicht.

Was bleibt?

Weitere Theorien stehen derzeit unserer Kenntnis nach nicht im Raum. Hinsichtlich der räumlichen und zeitlichen Koinzidenz der Meteorbeobachtungen und der Pilotensichtungen gilt ein Meteor der Tauriden derzeit als am Wahrscheinlichsten. Für ein Re-Entry oder (nicht bestätigte) militärische Aktivitäten fehlen unserer Meinung nach ausreichende Indizien, auch wenn Newshub die Re-Entry-Theorie präferiert. Könnte man mangels einer eindeutigen Klärung, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, so auch von einem "UFO" sprechen? Prinzipiell ja, da es das wäre, ein nicht identifiziertes Flugobjekt. Allerdings wird in der Naturwissenschaft immer nach Wahrscheinlichkeiten beurteilt und auch die gebotene Anwendung von Ockhams Messer lassen die Meteortheorie als naheliegenden Schluss annehmen.


Quellen:
Facebook Christophe Spitzer
Facebook Ufoofinterest
YouTube UFO Casebook
International Meteor Organisation Event 4788-2018
iNews ‘UFO’ captured on video in Northern Ireland
Newshub Ireland UFO: New theories emerge on what baffled pilots

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