Ist ET nach Hause gefahren?

Unter diesem Titel erschien auf dem Statistik-Portal statista vor kurzem eine statistische Auswertung zu UFO-Sichtungs-meldungen des National UFO Reporting Center in den USA, seit dem Jahr 1990 bis heute. Nach einem nahezu kontinuierlichem Anstieg der Meldungen seit 1995 und einem überproportionalem Hoch in den Jahren 2012, 2013 und 2014 (Höchststand 2014 mit 8670 Meldungen), gibt es seit 2015 einen anhaltend starken Rückgang der dort eingehenden Sichtungsmeldungen. 2018 bewegt sich bislang, ausgehend vom aktuellen Stand, auf dem eher niedrigen Niveau Ende der 1990er Jahre. Die folgende statista-Grafik zeigt den Verlauf der NUFORC-Sichtungsmeldungen.

UFO-Sichtungen international (statista)


Angesichts des seit drei Jahren andauernden starken Rückgangs ist die Ausgangsfrage naheliegend, auch wenn das kritische Forscher aus anderer Sicht beurteilen bzw. eher andere Gründe sehen. Auffällig ist dabei allerdings auch das hohe Niveau der Jahre 2012 bis 2014, das sehr deutlich gegenüber den Vorjahren heraussticht. Insofern liese sich der Rückgang der Sichtungsmeldungen danach auch als eine Normalisierung der eingehenden Meldungen interpretieren. Klammert man den Dreijahrespeak aus, dann entspricht noch die Anzahl der Sichtungsmeldungen 2017, trotz des starken Rückgangs gegenüber dem Höchststand in 2014, etwa dem Niveau der Jahre vor 2012. Allerdings zeigt sich ein stetig sinkender Trend, der insbesondere für 2018 weiter stark nach unten zeigt und sich ein Niveau vergleichbar der Jahre 1998/1999 abzeichnet. Sollte sich das bestätigen bzw. auch 2019 fortsetzen, wäre dies in der Tat ein signifikanter Trend an abnehmenden Sichtungsmedungen.

Auch wenn es sich dabei um eine US-amerikanische Melde-Plattform handelt, so hat sie dennoch eine länderübergreifende Bekanntheit und Bedeutung und beinhaltet ebenso Sichtungsberichte aus anderen Ländern. Insofern hat die Statistik duchaus eine gewisse Aussagekraft, auch über die USA hinaus. Allerdings ist die Betitelung mit "Weltweit aufgezeichnete UFO-Sichtungen ..." dennoch sachlich falsch, da es keine weltweite Erhebung ist, sondern nur eine einzige (nationale) Quelle berücksichtigt. Weltweit gesehen gehen wir von einer Anzahl mindestens im fünfstelligen Bereich aus.

Edoardo Russo vom EuroUFONet-Verbund erhebt über die beteiligten Forscher für die jeweiligen Länder ebenso regelmäßig die gemeldeten UFO-Sichtungen. Die Tabelle zeigt eine aktuelle Statistik über gemeldete UFO-Sichtungen aus neun europäischen Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen und Schweden) sowie die NUFORC-Daten für die Jahren 2012 bis 2017. Für sechs Länder zeigt sich ein ähnliches Bild rückläufiger Sichtungsmeldungen der letzten drei Jahre. Lediglich Schweden verzeichnet 2016 und 2017 einen höheren Stand an Sichtungsmeldungen, ebenso Großbritannien seit 2015 und Norwegen hat 2016 einen Zuwachs an Sichtungsmeldungen, wenngleich hier der Trend auch seit 2012 rückläufig ist. Für Deutschland enthalten sind die Zahlen von CENAP, GEP, DEGUFO und MUFON-CES.
Die folgenden Abbildungen zeigen den grafischen Verlauf und der Sichtungsmeldungen des NUFORC und der europäischen Länder seit 2012. Aufgrund der stark unterschiedlichen Größenordnung des Wertebereichs der Sichtungsmeldungen zwischen dem NUFORC und Europa wurde für den Ländervergleich eine einfache logarithmische Skalierung verwendet, um eine sinnvolle Darstellung zu erreichen. Die zweite Grafik zeigt auf einer normal skalierten Werteachse die NUFORC-Meldungen mit den kumulierten Jahreszahlen aus Europa. Über alle Länder hinweg zeigt sich auch für Europa ein abnehmender Trend an Sichtungsmeldungen, der bislang jedoch weniger stark ausfällt.


Hinsichtlich der Interpretation dieser Statistik ist allerdings einiges zu beachten. Das Wichtigste: Nicht für jedes aufgeführte Land liegen komplette Zahlen vor, da es sich überall auf mehrere Gruppen und Einzelforscher zerfasert und nicht alle auch Fallzahlen erfassen und reporten und: Die Zahlen repräsentieren die eingehenden Meldungen als gesamtes, ungeachtet der Frage, ob überhaupt eine Untersuchung eingeleitet wurde. Das heißt, dass sich immer ein gewisser Prozentsatz der gemeldeten Sichungen einer sinnvollen Untersuchung entzieht, sei es aufgrund ungenügender bzw. fehlender Angaben, eines zu lange zurückliegenden Vorfalls oder einer unzuverlässigen Zeugenaussage. Des weiteren berücksichtigen die Zahlen nicht die Untersuchungsergebnisse, so dass aus der Erfahrung heraus die hohe Identifizierungsquote berücksichtigt werden muss.

Die Anzahl der eingehenden Sichtungsmeldungen in den Ländern hängt wesentlich auch von den Aktivitäten der dort jeweils aktiven Gruppen und deren Bekanntheitsgrad ab und ob sie lediglich regional oder auch überregional bekannt sind. In Deutschland sind bspw. die Meldestellen von CENAP und GEP teilweise in den Medien und bei Sternwarten bis hin zur DLR und sogar bei manchen Polizeidienststellen bekannt, so dass Sichtungszeugen auch von dort an die Meldestellen vermittelt werden. Schließlich ist ein entscheidender Faktor das im Zeitverlauf unterschiedliche Interesse an dem Thema, sowohl in der Öffentichkeit, als auch in den Medien. Sofern Vorfälle ein hohes Medienecho hervorrufen führt dies in der Folge i.d.R. auch zu vermehrten Sichtungs-meldungen, einfach weil die Menschen aus Interesse stärker den Himmel beobachten und ihnen seltsam anmutende Erscheinungen melden. Ein Beispiel ist hierfür die Belgienwelle um 1990. Ebenso können Kinofilme und Fernsehserien zu diesem Thema zu einem verstärktem Interesse und zunehmenden Sichtungsmeldungen führen, wie auch neuartige Stimuli, wenn diese bislang eher unbekannt sind. Das waren in früheren Jahren bspw. verstärkt die so genannten Himmelslaternen die während der Jahre 2007 bis 2009 zu einem Hoch an eingehenden Sichtungsmeldungen bei den Meldestellen von CENAP und GEP führten. Insgesamt gingen in diesen Jahren mehrere tausend Sichtungsmeldungen ein, die auf diesen Stiumulus zurückzuführen waren. Nachdem das in der Öffentlichkeit bekannter wurde, ebbte das ab. Seit einigen Jahren führen die inzwischen günstig zu erwerbenden Drohnen bzw. Minicopter zu häufigen Sichtungsmeldungen überraschter Menschen, wobei Drohnen aufgrund der uneinheitlichen Erscheinungsweise, anders als bei den Himmelslaternen, oft schwieriger zu identifizieren sind. Im Ergebnis lässt die Anzahl der Sichtungsmeldungen allein also keinen unmittelbaren Rückschluss auf das tatsächliche, vermehrte oder verminderte Auftreten eines möglicherweise anomalen Phänomens zu.

Interessant ist jenseits der Statistik ein Vergleich der deutschen mit der englischen statista-Seite zu diesem Thema. Während die englische Seite das Thema in kurzer, sachlicher Form beschreibt, zieht der deutsche Text das Thema mit einer deplatzierten Erwähnung des Roswell-Zwischenfalls und ironischen Bemerkungen eher ins Lächerliche. Zudem ist die Erwähnung des hierzulande eher unbekannten und keine Rolle spielenden "Welt-UFO-Tags" am 02.07. völlig überflüssig. Hätte man sich dagegen auf eine weitgehende Übersetzung des englischen Textes beschränkt, wäre dies dem Anspruch des Portals gerechter geworden.

UFO-Statistik auf statista: Deutsche Seite, englische Seite.
National UFO Reporting Center
Anzahl der Sichtungsmeldungen beim NUFORC, nach Monaten gruppiert

Grafiken: 1. statista, 2., 3. & 4. eigene Diagramme

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