UAP-Meeting in Brüssel - ein Resümee

Vergangene Woche, am 20. März 2024, fand das vom portugiesischen Europaabgeordneten Francisco Guerreiro angekündigte UAP-Meeting in Brüssel statt, an dem auch diverse Vertreter aus der UFO-Szene anwesend bzw. geladen waren um das Thema auf europäischer Ebene zu diskutieren. Das war nicht das erste Mal, dass sich die EU mit diesem kontroversen Thema befasst, allerdings dennoch das erste Meeting seiner Art, auch wenn es die Initiative eines einzelnen Abgeordneten war. Insgesamt waren fünf Personen aus der UFO-Szene als Redner geladen, sowie weitere Vertreter aus der UFO-Szene als Gäste, darunter auch Danny Ammon von der GEP.

Der italienische UFO-Forscher Giuseppe Stilo hat ein Resümee des Meetings auf Query Online veröffentlicht (auf italienisch), das eine gute Einschätzung wiedergibt und das ich hier zusammenfassen will und auszugsweise zitiere. Von dem Meeting gibt es Videoaufzeichnungen, sowohl von Guerreiro selber, als auch von Julien Odeur von der belgischen COBEPS. Eduardo Russo, einer der geladenen Redner, hat speziell für das Meeting eine kleine Broschüre zum Thema erstellt, die er dort verteilt hat. Video und Broschüre können am Ende des Beitrags angesehen und gelesen werden. 

Der Initiator des Meetings, Francisco Guerreiro, ist bislang nicht in der UFO-Thematik aufgefallen. Bekannt wurde er hier erst mit einer parlamentarischen Anfrage zu UAP vom 31. Januar 2024, gefolgt von einem eingereichten Entschließungsantrag vom 11. März 2024. Guerreiro selber gehört der portugiesischen Öko-Partei PAN an und sitzt für die Fraktion „Die Grünen/EFA“ im Europaparlament.

Zu Guerreiros Motivation schreibt Stilo:

Es scheint, dass er bis vor kurzem kein Interesse an der UFO-Kontroverse hatte. Soweit wir wissen, ist sein Antrieb im weitesten Sinne politisch. Guerreiro stellt die Frage im Sinne der Demokratie: Wenn eine große Zahl von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten behauptet, seltsame Dinge am Himmel gesehen zu haben, ist es nur recht und billig, dass ihre Fragen beantwortet werden, zumal der europäische Luftraum überfüllt ist. Aber auch wenn man sich hütet, Verschwörungen, apokalyptischen Mysterien oder interdimensionalen Wesen Glauben zu schenken, gibt es einige Dinge, die rätselhaft sind. Im Vorfeld der Veranstaltung hat sich Guerreiro in sozialen Medien und anderswo in Zusammenhängen geäußert, die Pro-UFO-Alien-Enthusiasten-Gruppen zuzuschreiben sind, er hat offensichtliche Unterstützung für amerikanische Befürworter der Realität des Besuchs von Außerirdischen auf der Erde geäußert und sogar in seiner kurzen Rede zur Vorstellung seines Antrags den bekanntesten Pro-Alien-Enthusiasten der letzten Jahre, Lou Elizondo, nachdrücklich erwähnt.

Stilo kritisiert hierzu berechtigt, dass die Erwähnung von Elizondo und dessen Ansichten befürchten lässt, dass Guerreiro sich an den vor allem in den USA vorherrschenden ufologischen Überzeugungen zu „nicht-menschlichen Intelligenzen“ und den ganzen Spekulationen dazu orientiert. Im Gegensatz dazu allerdings ist sein Entschließungsantrag sehr konkret formuliert, wie Stilo schreibt:

Abgesehen von der juristisch-bürokratischen Terminologie ist Guerreiros Antrag ziemlich spezifisch, da er von der Absicht ausgeht, eine allzu detaillierte Verordnung, nämlich die Verordnung Nr. 376 des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2014, zu reformieren - obwohl er sich dann aufmacht, etwas zu fordern, das weit über die Absichten der Verordnung hinausgehen würde. Dieser Rechtsakt (wir erinnern uns: EU-Verordnungen haben Gesetzeskraft und sind in den Mitgliedstaaten unmittelbar anwendbar) betrifft die "Meldung, Analyse und Überwachung von Ereignissen in der Zivilluftfahrt" und zielt damit in erster Linie auf Fragen der Sicherheit des Luftverkehrs ab. Sie umfasst daher auch mögliche Beeinträchtigungen des Verkehrs aufgrund von Flugobjekten nicht identifizierter Art und Herkunft.

Genauer gesagt ginge es darum, den Anwendungsbereich der Verordnung auszuweiten - allerdings auf der Grundlage einer Präambel, die keineswegs zweitrangig ist. UAPs, so argumentiert der Abgeordnete, sind ein Thema, das mit einem gesellschaftlichen Stigma behaftet ist, was die methodische Sammlung und Analyse von Daten über sie durch die wissenschaftliche Gemeinschaft behindert.

Stilo kritisiert hier die wiederholt bemühte angebliche Stigmatisierung des Themas, das eine seriöse und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema verhindere und verweist stattdessen auf die Verantwortlichkeit der UFO-Szene:

Welches Thema man auch immer untersuchen will, das Etikett der Lächerlichkeit ist ein Thema, und es ist vernünftig, dies zu argumentieren. Allerdings hängt die Lächerlichkeit von der Art und Weise ab, wie man mit dem Thema umgeht, nicht vom Thema selbst. Hauptverantwortlich für die Stigmatisierung ist die große Mehrheit der Ufologen, Enthusiasten und Medien, die UFO-Geschichten nutzen, um Klicks zu bekommen. Ein Kreislauf mit katastrophalen Folgen. Zu diesem großen Problem sagt der Vorschlag nichts.

Eine Feststellung, die wir genauso die vergangenen Jahre immer wieder erlebt haben. Sobald man deutlich macht, dass man sich dem Thema sachlich nähert, wird man nicht ausgelacht, sondern erfährt immer auch Interesse und kann ernsthaft darüber sprechen. Wenn man dagegen gleich mit der Alien-Folklore und fliegenden Untertassen kommt, dann muss man sich nicht wundern, wenn man nicht ernst genommen wird.

Guerreiro begründet seinen Antrag damit, dass eine „erhebliche“ Anzahl an UAP-Fällen ungeklärt bleibe und viele dieser Fälle von zivilen Piloten und Flugzeugbesatzungen stamme. Die von ihm in den Mittelpunkt gerückte EU-Verordnung beschränke sich lediglich auf die Meldung von "Sicherheitsproblemen" im Luftverkehr, ohne jedoch UAP zu erwähnen. Er verweist dazu auf den Regelungsvorschlag in den USA der dem Repräsentantenhaus im Januar 2024 vorgelegt wurde (Gesetzentwurf HR6967 oder "Safe Airspace for Americans Act"), der es ermöglicht, dass Zivilluftfahrtpersonal UAP-Sichtungen "in einem sicheren Umfeld" zu melden. Ein ähnlicher Mechanismus schlägt Guerreiro für die Zivilluftfahrt in den EU-Ländern vor.

Im Kern gibt es lt. Stilo zwei Forderungen:

Die erste ist die ehrgeizigste: Für Guerreiro sollte die EU Leitlinien für eine gemeinsame Methodik zur Meldung und Analyse von Sichtungen angeblicher UAPs erstellen, um eine einheitliche Datenbank und ein Archiv zu schaffen, das den Informationsaustausch zwischen den EU-Mitgliedstaaten ermöglicht.

Der zweite Punkt hingegen betrifft eine Änderung der bereits erwähnten Verordnung von 2014: Guerreiro fordert die Einführung eines Mechanismus, der es jedem Bürger (also nicht nur der Flugbesatzung) ermöglicht, "konsequent, transparent und ohne Stigmatisierung UAPs im EU-Luftraum zu melden und ihre Daten zu analysieren, auch dann, wenn solche Vorkommnisse kein unmittelbares und offensichtliches Sicherheitsrisiko für das betroffene Flugzeug darstellen".

Dieser zweite Punkt des Vorschlags ist bei näherer Betrachtung ebenfalls gut durchdacht: Er fordert die EU auf, die Verordnung von 2014 zu ändern, um auch Fälle zu berücksichtigen, in denen mutmaßliche UAP offenbar keine Probleme für den Luftverkehr darstellen.

Diese potentielle Bedrohung der Flugsicherheit ist aktuell ein häufig genanntes Argument aus der Ufologie um die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Auch die amerikanische NARCAP hat dies so versucht, bislang allerdings mit wenig Erfolg. Stilo merkt dazu an, dass UFOs oder UAP, sofern sie als ein eigenes, anomales Phänomen existieren, bislang keine zuverlässig dokumentierte Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Allerdings umfasst die Mehrzahl an gemeldeten UFOs/UAP (>90%) tatsächlich auch diverse herkömmliche Objekte, wie Drohnen, diverse Ballons und anderes Fluggerät, das sich der Kontrolle durch Behörden entzieht und somit tatsächlich eine Gefährdung darstellen kann. Das gilt insbesondere auch für militärische Anlagen. Stilo erwähnt dazu einen Vorfall beim US Luftwaffenstützpunkt Langley aus dem Jahr 2023, bei dem unbekannte Drohnen den Flugverkehr beeinträchtigten und sogar ein NASA-Überwachungsflugzeug zur Aufklärung eingesetzt wurde.

Das soll nicht heißen, dass es abwegig ist, Aufmerksamkeit für UFO-Phänomene bzw. UAP zu erregen, es zeigt aber, dass dieses Argument eher ein rhetorisches Mittel zu sein scheint.

Wenige Tage nach der Einreichung des Antrags, also an jenem 20. März, fand die von Guerreiro initiierte Veranstaltung zur Unterstützung seiner Gesetzesinitiative im Altiero-Spinelli-Gebäude am Brüsseler Sitz des Parlaments statt. Die Gruppe der Teilnehmer war sehr vielfältig und erfreulicherweise nicht einseitig ausgerichtet. Entsprechend der Teilnehmer gab es fünf Redebeiträge, die unterschiedliche Linien zum Thema aufzeigten. Stilo hat diese in drei Gruppen aufgeteilt:

  1. diejenigen, die sich mit einem klaren Ziel auf die Suche nach Beweisen für außerirdische Intelligenz in unserer Atmosphäre oder im nahen Weltraum begeben haben;
  2. diejenigen, die auf der Grundlage der Aussagen von Gruppen qualifizierter Beobachter und aufgrund ihrer äußeren Konsistenz glauben, dass UAPs mit ziemlicher Sicherheit existieren, auch wenn ihr Ursprung nicht apodiktisch erklärt wird;
  3. diejenigen, die die Relevanz des Phänomens feststellen, seine Erforschung fordern und fördern, aber keine Hypothesen - geschweige denn Schlussfolgerungen - über die schwieriger zu erklärenden Zeugenaussagen wagen, deren Bedeutung sie aber dennoch bestätigen.

Die erste Gruppe, die am meisten von der intelligenten, nicht-menschlichen Natur zumindest einiger UAPs überzeugt ist, wurde von der spanischen Astrophysikerin Dr. Beatriz Villarroel vertreten, die in Schweden am Nordic Institute for Theoretical Physics in Stockholm arbeitet. Villaroel ist nicht nur zuversichtlich, dass sie dank ihres VASCO-Projekts auf astronomischen Fotos aus den Jahren vor dem Start des ersten Sputniks (1957) Beweise für künstliche Körper gefunden hat, die im periterrestrischen Raum fliegen, sondern sie stellte in ihrem Vortrag auch zwei Projekte vor, die viel weiter gehen: ExoProbe, ein Netzwerk von Teleskopen, das nach außerirdischen Sonden im Sonnensystem suchen soll, und sogar eine europäische Initiative zur Bergung von Abstürzen, die nicht mehr und nicht weniger zum Ziel hat, als Proben außerirdischer Technologien zu finden, ohne auszuschließen, dass diese Technologien bereits geborgen wurden und geheim gehalten werden.

Die zweite Gruppe, die von der Existenz von UAPs überzeugt ist, sich aber in Bezug auf ihren Ursprung eher zurückhält, war mit drei Rednern auch die größte vertretene.

So argumentierten der Vertreter der relativ neuen, niederländischen „UAP Coalitie Nederland“ (UAPCN) und der Zivilpilot Christiaan van Heijst, der selber schon Beobachtungen angeblicher UAP gemacht hat, mit den konsistenten und zuverlässigen Beschreibungen von Beobachtungen seitens militärischer und ziviler Piloten, die als Zeugen anderen vorzuziehen seien und die eher unkonventionelle Erscheinungsweisen zeigen würden. Also auch hier das häufige Argument besonders zuverlässiger Zeugen. Der Vertreter der UAPCN, André Jol, der für Joachim Dekkers anwesend war, war viele Jahre lang ein hoher Beamter der europäischen Institution EEA, der Europäischen Umweltagentur.

Der dritte Vertreter aus dieser Gruppe war der bekannte, ehemalige US-Pilot Ryan Graves, der selber schon von eigenen Beobachtungen berichtet und dazu auch auf einem Hearing im US-Kongress ausgesagt hat. Ferner hat Graves die „Americans for Safe Aerospace“-Vereinigung gegründet. Er verwies auf diverse militärische Quellen und ist davon überzeugt, dass es UAP gibt und es notwendig sei, ein sicheres, stigmafreies Umfeld zu schaffen, wo Zeugen ohne Schwierigkeiten auftreten und Aussagen machen können.

Unter den anwesenden Gästen befand sich auch José-Luis Penedo del Rio, Leiter der politischen Abteilung der EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit), der mit van Heijst und Graves ausführlich über einige Aspekte des Themas diskutierte, das den ganzen Tag über am meisten diskutiert wurde: Die angebliche Gefährdung des Flugverkehrs durch Störungen von unidentifizierten Flugobjekten, die in einigen Fällen nicht ganz offensichtlich sind, bei denen sich aber, wie festgestellt wurde, das derzeitige europäische Verfahren auf Beinahezusammenstöße, d.h. verfehlte Kollisionen, konzentriert und daher ungeeignet ist, Zeugenaussagen im weitesten Sinne zu bewerten.

Die dritte Gruppe schließlich hat sich eher zum Ziel gesetzt hat, die kulturelle, historische und soziale Relevanz der UFO-Kontroverse darzulegen, ohne jedoch detailliert auf den ungeklärten Restbestand an Fällen einzugehen, die nach der Analyse unidentifiziert bleiben. Diese Gruppe wurde vom italienischen UFO-Forscher Edoardo Russo von der UFO-Gruppe CISU vertreten. der allgemeine Infos zu gemeldeten UFO-Sichtungen und Falluntersuchungen, sowie zur privaten UFO-Forschung präsentierte. Bei der Darstellung der Fallzahlen und des Ausmaßes des Interesses an diesem Thema in den europäischen Ländern zeigte sich Russo zurückhaltend. Er gab für Europa insgesamt 170.000 gemeldete Fälle an, nach einer aktuellen Umfrage von UAP Check. Aber wie viele davon stammen von Militärs, Polizisten und Piloten? Wie viele von ihnen stellten tatsächlich ein Risiko für einen Flug dar (entweder tatsächlich oder vermeintlich)? Russo spricht von knapp 28.000 Fällen in Italien von denen gerade mal 1,2% von Piloten gemeldet wurden, was sehr niedrig zu sein scheint und die Frage nach sich zieht, in wie vielen dieser 1,2% die Piloten tatsächlich glaubten, ihr Flug sei gefährdet. Aber auch bei einem geringen Interesse hätten Europäer, die behauptet haben, seltsame Dinge am Himmel gesehen zu haben, das Recht, von den Behörden Antworten zu verlangen. Stilo zitiert ihn so:

„Wir kritischen Ufologen", argumentiert er, "dokumentieren nicht nur das Phänomen, legen Archive für die Nachwelt an und geben in den meisten Fällen Antworten auf den wahren Ursprung der Beobachtungen, sondern spielen als private Organisationen, die von Freiwilligen gegründet wurden, auch eine kleine soziale Rolle, nämlich die der öffentlichen Aufklärung, und füllen damit einen Platz, der von den öffentlichen Institutionen leer gelassen wurde. Wir sind diejenigen," sagt Russo, "die in diesem Bereich Fachwissen und Fähigkeiten entwickelt haben, aber bei der Umsetzung dieser Dinge sind wir auf uns allein gestellt, weshalb wir auch die Initiative von Guerreiro begrüßt haben.

Das Thema Außerirdische hat Russo hat bei all dem nicht erwähnt.

Wen man bei dem UAP-Meeting evtl. auch erwartet hätte, wären Vertreter der französischen GEIPAN gewesen, das einzige institutionelle Gremium eines europäischen Landes, das sich mit unidentifizierten Luftphänomenen befasst und das bereits früher schon mal als möglicher Ansprechpartner auf europäischer Ebene genannt wurde, was aber aus bürokratischen und politischen Gründe verhindert wurde.

Darüber hinaus hat Stilo zwei weitere Beobachtungen gemacht:

Erstens: Worauf lässt sich die große Vielfalt an konzeptionellen und theoretischen Ausrichtungen zurückführen, die aus den Beiträgen vom 20. März bei der Veranstaltung zur Unterstützung der Guerreiro-Initiative hervorging? Eine Möglichkeit, die durchaus legitim ist, besteht darin, sie als einen aussagekräftigen Indikator für den - um es großzügig auszudrücken - prekären Status der rationalen Ufologie zu lesen, die sich daher nur schwer als eine wirklich definierte Disziplin beschreiben lässt. Innerhalb der Ufologie gibt es allgemeine Linien und Handlungsweisen, die so unterschiedlich sind, dass man annehmen kann, dass ihre Grundlagen äußerst fragil sind. Auf einer erkenntnistheoretischen Ebene wäre die Ufologie also in einem sehr fragwürdigen Zustand.

Die andere, weniger düstere Möglichkeit besteht darin, diesen Zustand der Marginalität nicht als einen fatalen Fehler zu interpretieren, sondern als ein strukturelles Merkmal parawissenschaftlicher Fragen, d.h. solcher, die sich wie die UFOs an den Rand der Wissenschaft bewegen, ohne jemals vollständig in diese integriert zu werden. Ist diese Marginalität bestimmter Fragen für die Wissenschaft nützlich? Dient sie dazu, die Grenzen zwischen dem, was Wissenschaft ist, und dem, was keine Wissenschaft ist, abzugrenzen? Können strittige Themen wie UFOs dazu beitragen, zu verstehen, wie sich die Grenzen zwischen dem, was außerhalb und dem, was innerhalb der Wissenschaft liegt, verschieben?

Die zweite Überlegung ist jedoch die zentrale: Nur die Unwissenden leugnen die Existenz einer bestimmten Menge von Beweisen, die nicht erklärt werden können. Forscher wie Edoardo Russo sind der Meinung, dass es sich um einen wichtigen und anhaltenden Rest handelt, und scheinen daher zu bezweifeln, dass diese Gruppe von Ereignissen mit Sicherheit auf konventionelle Ursachen zurückgeführt werden kann. Sowohl Russo als auch die CISU stellen keine weiteren Hypothesen auf (geschweige denn über Außerirdische und verschiedene Geheimnisse), insbesondere was den Ursprung dieser Gruppe von Fällen betrifft.

Aber sind die unerklärten Ereignisse wirklich von Bedeutung? Und hat der kleine Kern der rationalen Ufologen Recht, wenn er die Bedeutung der Erfahrungsdimension für das Erkenntnisunternehmen, selbst für die Wissenschaft, betont? Dies sind nicht nur legitime Fragen, sondern Fragen, die gerade wegen der Natur des wissenschaftlichen Unternehmens diejenigen, die die rationale Auffassung von der Wirklichkeit vertreten, ruhig in Frage stellen können. Dies gilt umso mehr für diejenigen, die für sich in Anspruch nehmen, solche Probleme mit Skepsis anzugehen. In diesem Sinne scheinen mir die jüngsten Entwicklungen im Europäischen Parlament eine Gelegenheit zu sein, nachzudenken und sich neu zu orientieren.

Stilo erwähnt und zitiert dann im Weiteren frühere EU-Initiativen, insbesondere der Entschließungsantrag des früheren Abgeordneten Tullio Regge, der hier auf dem Blog neben den anderen Initiativen ausführlich zitiert wird.

Alle bisherigen Ansätze brachten keine nachhaltigen Ergebnisse auf EU-Ebene. Wird es mit der Guerreiro-Initiative anders sein? Stilo gibt sich hier pessimistisch:

Erstens läuft die europäische Legislaturperiode aus, mit allem, was dies für das Schicksal der gescheiterten Initiativen der vorangegangenen Legislaturperiode mit sich bringt. Vor allem gibt es in Europa - glücklicherweise - zumindest derzeit keine wirkliche medienpolitische Pro-UFO-Lobby und, trotz der Groteske, die all die winzigen Vereinigungen von Enthusiasten manchmal erreichen, nichts, was mit den surrealen Kriegen zwischen Ufologen, UFO-Influencern und anderen Akteuren in den Vereinigten Staaten vergleichbar wäre (und zugegebenermaßen sind dort auch einige Skeptiker manchmal im Spiel).

Im Großen und Ganzen sind die europäischen Pro-Alien-Ufologen, die auch einen großen Teil derjenigen ausmachen, die sich dem Thema widmen, in kommunikativer Hinsicht weit weniger fähig als ihre Kollegen in Übersee. Die wenigen (in der Tat sehr wenigen) rationalen Ufologen und Wissenschaftler, die in den EU-Ländern tätig sind, verfügen weder über Ressourcen noch über Kommunikationsfähigkeiten, und einige von ihnen (die Italiener der CISU zum Beispiel) haben nie einen besonderen Impuls für politische Initiativen zu ihrem Thema gehabt. Das Auftreten einer Gruppe wie der niederländischen UAPCN, deren Rolle bei den jüngsten Entwicklungen in der EU eindeutig ist, scheint jedoch auf andere und ehrgeizigere Positionen und eine andere Art der Organisation hinzuweisen als Gruppen wie die CISU. Das zeigt schon ein Blick auf die Website des niederländischen Verbands.

Soweit das Resümee von Guiseppe Stilo zum UAP-Meeting. Auch Edoardo Russo beabsichtigt, einen Rückblick auf das Meeting aus seiner Sicht zu verfassen, auf den wir ebenso gespannt sind.

Besonders hervorzuheben ist die eingangs erwähnte, kleine Broschüre, die von Russo und Mitgliedern der CISU anlässlich des Meetings erstellt und dort verteilt wurde. Die Broschüre enthält einen Beitrag von Russo selber, zum historischen Kontext, einen Auszug aus meinem eigenen Beitrag über UAP und das EU-Parlament, sowie Vorstellungen des EuroUFO-Netzwerkes, von UAP-Check und der italienischen CISU. Die Broschüre können Sie nachfolgend lesen.

   

Von dem Meeting selber gibt es Videoaufzeichnungen, sowohl von Guerreiro selber, als auch in einer überarbeiteten Version von Julien Odeur von der belgischen COBEPS auf dem YouTube-Kanal von EuroUFO, die Sie hier anschauen können.

   

Quelle des zugrundeliegenden Originalbeitrags auf Query Online: https://www.queryonline.it/2024/03/22/incursione-ufo-al-parlamento-europeo/

 

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