Das EU-Parlament und das UFO/UAP-Thema

Hinweis: Dieser Beitrag erschien neu in einer überarbeiteten und stark erweiterten Version, nachdem UAP Check bzgl. einer englischsprachigen Version für deren Blog angefragt hatte. Der überarbeitete Beitrag enthält nunmehr insgesamt sieben Vorgänge, die mit dem EU-Parlament zusammen hängen und wurde noch um einen Bericht des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags ergänzt, der sich ebenso diesem Thema widmete.


Die Frage nach der Befassung mit der UFO-Thematik oder dem Vorhandensein von Kenntnissen und Unterlagen macht auch vor internationalen Institutionen nicht halt. Am Bekanntesten dürfte dabei sicherlich die Initiative des Karibikstaates Grenada in der UN von 1975 bis 1977 zur Einrichtung einer Abteilung bei der UN zur Erforschung von UFOs sein, die dann letztendlich im Sande verlief. Aber auch an das Europäische Parlament gab es schon Anfragen und Initiativen zum Thema UFOs/UAP. Anlässlich der dieses Jahr wieder anstehenden Europawahl gibt es aus Kollegenkreisen die Überlegung, an die zur Wahl stehenden Parteien Fragen zum Umgang mit dem UFO-Thema zu stellen. Was man sich davon erwarten kann, ist unklar. Angesichts anderer Probleme, dürfte dieses Thema in den EU eher nachrangig sein.

An dieser Stelle möchten wir aus diesem Anlass zwei Vorgänge in der EU zitieren, die vielleicht noch nicht allgemein bekannt sind. Der eine ist recht aktuell aus dem vergangenen Jahr. Hier wurde eine Anfrage an das EU-Parlament gestellt, worin nach ggf. vorhandenen Berichten und Protokollen auf EU-Ebene gefragt wurde, unter Bezugnahme auf die aktuellen Ereignisse in den USA. Die Anfrage wurde am 28.07.2023 an das EU-Parlament übermittelt:

 

Europäische Berichte und Protokolle über unidentifizierte anomale Phänomene

Am 26. Juli 2023 behaupteten David Grusch, ein ehemaliger Geheimdienstoffizier der US-Luftwaffe, David Fravor, ein ehemaliger Marinekommandant, und Ryan Graves, der Geschäftsführer von Americans for Safe Aerospace, in einer Anhörung des Unterausschusses für nationale Sicherheit des Ausschusses für Aufsicht und Rechenschaftspflicht des US-Repräsentantenhauses, dass die US-Regierung lebenswichtige Informationen über unidentifizierte anomale Phänomene (UAPs) sowie ein mehrere Jahrzehnte umfassendes geheimes Programm zur Rückgewinnung und zum Reverse-Engineering potenzieller nicht-menschlicher Technologien verheimlicht. Diese Behauptungen hochrangiger US-Beamter haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Rechenschaftspflicht und Transparenz der Regierung sowie auf die nationale und internationale Sicherheit.

1. Verfügt die Kommission über Kenntnisse oder Unterlagen über UAP, die von den Mitgliedstaaten oder EU-Agenturen, wie der Agentur der Europäischen Union für das Weltraumprogramm, gesammelt wurden?

2. Liegen der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) Berichte über UAP vor, und verfügt die EDA über interne Protokolle für die Entgegennahme von Berichten über UAP aus den Mitgliedstaaten auf transparente und nachvollziehbare Weise?

3. Verfügt die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) im Bereich der Zivilluftfahrt über Berichte über UAP, und verfügt die EASA über interne Protokolle für die Entgegennahme von Berichten über UAP von Piloten und Radarbetreibern in transparenter und nachvollziehbarer Weise?

 

Die Antwort der Europäischen Kommission auf diese Anfrage wurde am 09.11.2023 eingestellt:

Antwort von Herrn Breton im Namen der Europäischen Kommission 

Das Raumfahrtprogramm der Europäischen Union[1] führt Raumfahrtaktivitäten in Bereichen wie Erdbeobachtung, Satellitennavigation und Weltraumlageerfassung durch.

Das EU-Raumfahrtprogramm wird in enger Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten, der Agentur der Europäischen Union für das Raumfahrtprogramm (EUSPA), der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und vielen anderen Akteuren durchgeführt.

In der Verordnung (EU) 2021/696[2], mit der das EU-Raumfahrtprogramm für den Zeitraum 2021-2027 und die EUSPA eingerichtet wurden, sind die Bestandteile und Ziele dieses Programms festgelegt. Das Sammeln von Erkenntnissen oder Dokumentationen über nicht identifizierte anomale Phänomene gehört jedoch nicht zu diesen Zielen.

Die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) verfügt über keine Dokumente, die dem Thema unidentifizierte anomale Phänomene (UAPs) entsprechen.

Da sich die EDA nie mit UAP-Themen befasst hat, verfügt sie weder über Dokumente, die der in dieser Frage gegebenen Beschreibung entsprechen, noch erhält sie solche. Darüber hinaus verfügt die EDA nicht über spezifische Protokolle zu diesem Thema, da es nicht in den Aufgabenbereich der EDA im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten fällt.

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und die Zivilluftfahrtbehörden der EU können Sicherheitsberichte über nicht identifizierte Objekte in der Luft erhalten, die die Sicherheit der Zivilluftfahrt gefährden könnten.

Die gesammelten Berichte über Sicherheitsereignisse werden in einem zentralen Datenspeicher gespeichert und ausschließlich zu Sicherheitszwecken analysiert. Die Meldung, Speicherung und Analyse von Ereignissen in der Zivilluftfahrt ist in der Verordnung (EU) Nr. 376/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 3. April 2014 über die Meldung, Analyse und Weiterverfolgung von Ereignissen in der Zivilluftfahrt[3] geregelt.

  [1] https://defence-industry-space.ec.europa.eu/eu-space-policy/eu-space-programme_en

  [2] Regulation (EU) 2021/696 of the European Parliament and of the Council of 28 April 2021 establishing the Union Space Programme and the European Union Agency for the Space Programme and repealing Regulations (EU) No 912/2010, (EU) No 1285/2013 and (EU) No 377/2014 and Decision No 541/2014/EU.

  [3] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=celex%3A32014R0376

 

Soweit die Stellungnahme, die erwartungsgemäß keine Überraschungen enthält, nachdem, was die vergangenen Jahre aus mehreren Mitgliedsstaaten dazu geäußert wurde und bekannt ist. Ob die in der Antwort erwähnten Behörden Berichte über mögliche sicherheitsrelevanten Vorfälle im Zusammenhang mit nicht identifizierten Flugobjekten erhalten haben und dort vorliegen, geht nicht daraus hervor. Speziell das britische Oberhaus hat nach Erscheinen des ersten UAP-Berichts des Pentagons im Jahr 2021 klargestellt, dass es keine Veranlassung sieht, die früheren Schlussfolgerungen des MOD abzuändern und zudem keinen Sinn darin sieht, zusätzliche Ressourcen (personell und finanziell) für dieses Thema abzustellen.

 

Ein anderer Vorgang stammt aus den Jahren 1991-1993, als der belgische Abgeordnete Elio Di Ruppo 1991 eine Initiative für eine europäische Untersuchungsbehörde zu UFOs der EU einreichte. Der entsprechende Entschließungsantrag „zur Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für ‚UFOs‘“ wurde in einer Sitzung im Jahr 1991 an den „Ausschuss für Energie, Forschung und Technologie“ weitergeleitet, um dazu eine Beschlussvorlage auszuarbeiten. Als Berichterstatter wurde der Italiener Tullio Regge bestimmt. Auf der Ausschusssitzung vom 29.11. - 01.12.1993 wurde der Entschließungsantrag einstimmig angenommen und am 02.12.1993 eingereicht. Der Antrag hatte folgenden Wortlaut:

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG zum Vorschlag für die Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für "UFOs" 

Das Europäische Parlament, in Kenntnis der Entschließung von Herrn Di Rupo zur Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für "UFOs" (B3-1990/90),

- unter Hinweis auf Artikel 45 seiner Geschäftsordnung,

- in Kenntnis des Berichts des Ausschusses für Energie, Forschung und Technologie (A3-0389/93),

A. in Erwägung der Tatsache, daß seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Öffentlichkeit Verwirrung über die ständige Beobachtung von unbekannten Flugobjekten herrscht,

B. unter Hinweis darauf, daß es für die große Mehrheit dieser Beobachtungen eine rationale Erklärung gibt, auf die die Öffentlichkeit nur selten aufmerksam gemacht wird, und in Anbetracht der Notwendigkeit zuverlässigerer und wahrheitsgemäßerer Informationen, 

C. in Erwägung der Tatsache, daß sich der unkontrollierte parawissenschaftliche Glaube an solche Phänomene in breiten Schichten der Öffentlichkeit, und vor unter gebildeten Personen, immer stärker ausbreitet,

D. unter Hinweis auf das über zehnjährige Bestehen des SEPRA in Frankreich (Service d'Expertise des Phenomenes des Rentrees Atmospheriques), einer Abteilung des CNES (Centre National d'Etudes Spatiales de Toulouse), das in enger Zusammenarbeit mit der französischen Gendarmerie und Luftwaffe seit Jahrzehnten eine systematische Forschungs- und Kontrolltätigkeit im Bereich der Wahrnehmung von "UFOs" ("Unidentified Flying Objects") ausübt,

1.

schlägt vor, den SEPRA innerhalb der EG als ständigen Ansprechpartner für UFO-Fragen zu betrachten und ihm einen Status zu verleihen, der es ihm ermöglicht, im gesamten Gemeinschaftsgebiet Untersuchungen durchzuführen. Die Mittel für etwaige zusätzliche Belastungen aufgrund der erweiterten Rolle des SEPRA können durch Vereinbarungen zwischen der französischen Regierung und den anderen EG-Mitgliedstaaten oder, falls erforderlich und mit Zustimmung der betroffenen Regierungen, direkt zwischen dem SEPRA und anderen Forschungsinstituten bzw. -organisationen in der EG aufgebracht werden;

2.

beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschließung der Kommission, dem Rat, der Vertretung Frankreichs bei den Europäischen Gemeinschaften sowie dem Centre National d'Etudes Spatiales de Toulouse zu übermitteln.

 

Allgemeine Hinweise zu den Zitaten aus dem Bericht von 1993: Es wird aus der deutschen Übersetzung zitiert, die die damalige Rechtschreibung beinhaltet und nicht korrigiert wird. Ferner wird als Bezug zur EU das damals gebräuchliche Kürzel „EG“ für Europäische Gemeinschaft verwendet, das ebenso übernommen wird.

Der Antragstext weist schon auf einige Kernpunkte des Phänomens hin, so bspw. „dass es für die große Mehrheit dieser Beobachtungen eine rationale Erklärung gibt“, oder auch der sich unkontrolliert ausbreitende „parawissenschaftliche Glaube“, er sich noch heute in manchen Kreisen der Szene widerspiegelt.

Die im Antrag erwähnte SEPRA, als Abteilung der CNES, ist der Vorläufer der heutigen GEIPAN und lässt sich im Wortlaut mit „Dienst zur Begutachtung atmosphärischer Wiedereintrittsphänomene“ übersetzen.

Es folgt eine mehrseitige Begründung des Antrags, aus dem eine recht gute Informiertheit des Verfassers ersichtlich ist, in dem keine allgemein bekannten Versatzstücke und Schlagzeilen der Ufologie zitiert werden, wie man es sonst häufig erlebt, sondern gezielt verschiedene Aspekte aus dem UFO-Thema behandelt. Das ist allerdings nicht überraschend, da Tullio Regge, gute Kontakte zu der italienischen UFO-Gruppe CISU hat und von deren Seite auch mit diversen Infos unterstützt wurde (s. Infos und Fotos am Ende).

In der Begründung werden verschiedene Hypothesen erwähnt und auch kritisch beleuchtet, wie die Frage nach außerirdischen Besuchern, Supertechnologien oder militärischen Geheimnissen.

Kritisch beleuchtet wird auch die Rolle der Massenmedien, die über ihre Berichterstattung einen maßgeblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen und für Verwirrung sorgen können. Erwähnt werden in dem Zusammenhang die Berichterstattung zu den Fällen Woronesch (Russland) , wonach Außerirdische in einem dortigen Park gelandet und ausgestiegen seien und die UMMO-Geschichte aus Spanien über ein gelandetes UFO, wobei letzteres als “zu den schlimmsten Albernheiten“ gehörend gezählt wird. Regge schreibt dazu im Bericht:

Es ist nicht Aufgabe des Parlaments, sich zu UFOs zu äußern. Es muß dagegen rechtzeitig eingreifen, um zu garantieren, daß die Öffentlichkeit korrekt informiert wird. Wird nicht rechtzeitig gehandelt, dann könnte das nächste Jahrhundert keineswegs ein wissenschaftliches Jahrhundert werden, sondern statt dessen den Beginn eines neuen Mittelalters im Stile Hollywoods einläuten. Die eigentliche Gefahr stellen nicht die Außerirdischen, sondern schlecht informierte Menschen mit einer zu blühenden Phantasie und Politiker dar, die sich nicht im klaren über die Probleme sind, die durch eine unkontrollierbare und in mystischen und parawissenschaftlichen Ideologien gefangene öffentliche Meinung ergeben.

Thematisiert wird dazu auch der Zusammenhang von Film und TV und nachfolgenden UFO-Sichtungsmeldungen bzw. mediale Einflüsse.

Der Bericht weist auf die Vielfältigkeit möglicher Erklärungen und Unsicherheiten hin, die auch zu Fehlinterpretationen herkömmlicher Objekte führen kann und zitiert dazu aus Ergebnissen der französischen SEPRA. Erwähnung findet dann auch die belgische UFO-Welle, die damals noch sehr recht präsent war. Regge schreibt:

Im Vergleich dazu löste eine Reihe von Wahrnehmungen, die ab Ende 1989 in Belgien gemacht wurden, ein erhebliches Echo aus. Die SOBEPS, die belgische Gesellschaft, die sich mit dem Phänomen beschäftigt, analysierte bislang ca 1.500 Fälle. Verschiedene Merkmale der Erscheinung lassen größtmögliche Zurückhaltung bei dem Versuch geboten erscheinen, diese Ereignisse als Beweis fuer die ET-These anzuführen.

Es gibt keine allgemeingültige Erklärung für die UFOs; eine zufriedenstellende Lösung für bestimmte Beobachtungen kann es nur geben, wenn wir uns klar machen, daß diese Erscheinungen höchst unterschiedliche Gründe haben können, die gar nichts miteinander zu tun haben, …

Eine zweite Schlußfolgerung ist die, daß die wenigen verbliebenen unerklärlichen Beobachtungen (ca. 4%) im wahrsten Sinne des Wortes fuer UFOs (unbekannte Flugobjekte) gehalten werden müssen nur weil vorläufig oder vielleicht auch zufällig eine Erklärung noch fehlt, können wir die Erscheinung nicht als sicheren Beweis und auch nicht als Indiz fuer die Existenz von Außerirdischen ansehen, die über erheblich höhere technische Fähigkeiten als wir verfügen, Es bleibt jedoch Aufgabe der Wissenschaft, die Erforschung dieser Vorgänge fortzusetzen, um zu einer befriedigenden Erklärung zu gelangen.

Der Belgien-Welle wird im Bericht noch explizit erwähnt, mit einigen zurückhaltenden Anmerkungen, was die Beurteilung angeht. So kommentiert der Verfasser:

Da die Mehrzahl der belgischen UFOs offenbar in äußerst geringer Höhe und mit geringer Geschwindigkeit fliegt, ist es zu keinen Beobachtungen gekommen, auf die sich eine ernsthafte Diskussion stützen könnte; …

Von vornherein ist die Wahrscheinlichkeit von Kontakten zu Außerirdischen sicherlich weit geringer als die Erklärung durch andere Gründe, …

An der einen und anderen Stelle führt Regge die Überlegung einer bewussten Irreführung auch durch einzelne Personen oder Organisationen an.

Der Bericht verweist dann aber auch auf ungeklärte Beobachtungen, im Speziellen im Zusammenhang mit Leuchtobjekten, die mit bislang unbekannten atmosphärischen Phänomenen in Verbindung gebracht werden. Es werden auch Parallelen zum Kugelblitzphänomen gezogen.

Regge schreibt dann über eigene Bemühungen, mit Piloten Gespräche zu führen, inwieweit sie eigene Beobachtungen gemacht haben. Es fand sich nur ein Zeuge:

Als einziger von hunderten Befragten hat ein Flugbegleiter der Alitalia mir eine Begegnung mit einem UFO während eines Flugs auf der Strecke Rom-Venedig beschrieben. Aufgrund eines heftigen Wolkenbruchs konnte das Flugzeug damals nicht auf dem Flughafen Tessera landen, sondern mußte den Flughafen Ronchi anfliegen. Bei der Anflugphase wurde das Flugzeug von drei leuchtend Grünen Kugeln begleitet, deren geschätzte Entfernung etwa 100 Meter betrug. Diese Kugeln hinterließen auch Spuren auf dem Bodenradar und wurden von den Passagieren gesehen.

Aufgrund der Wetterverhältnisse sieht er hier ebenso einen Zusammenhang mit einem atmosphärischen Phänomen. Auch aus dem eigenen Bekanntenkreis bekam er Sichtungsberichte:

Schließlich wurde in der Nähe von Mailand von zwei Bekannten des Berichterstatters, passionierten Sternenbeobachtern, bei der nächtlichen Betrachtung eines Meteoritenschwarms eine Wahrnehmung gemacht. Plötzlich wurde der Himmel von einem sehr großen Körper verdunkelt, aus dessen Rückwand grünliche Flammen kamen, die sich langsam bewegten, Diese Beobachtung erregte seinerzeit ein gewisses Aufsehen in der Gegend.

Interessant ist der Absatz im Bericht, wonach der Verfasser alle Luftstreitkräfte der EU angeschrieben, jedoch lediglich aus Italien eine ausführliche Antwort erhalten hat:

Der Berichterstatter hat im übrigen alle Luftstreitkräfte der Mitgliedstaaten der EG angeschrieben und nur vom Generalstab der italienischen Luftwaffe eine erschöpfende Antwort erhalten, nebst einem nicht der militärischen Geheimhaltung unterliegenden Verzeichnis aller im letzten Jahrzehnt registrierten Erscheinungen, 1982 wurde mit 32 Beobachtungen der Höchstwert erreicht. Im allgemeinen scheinen sich die UFO-Beobachtungen entlang der italienischen Küsten zu verdichten. Die Broschüre enthält keine Erklärungen über die Art der UFOs und berichtet jedenfalls nicht von Beobachtungen durch militärisches Personal; es handelt sich wohl eher um eine Auflistung verschiedener von der italienischen Luftwaffe gesammelter Zeugenaussagen.

Die französische Luftwaffe hat in einem höflichen Schreiben den Berichterstatter gebeten, sich mit dem SEPRA in Verbindung zu setzen, mit dem sie seit langem aktiv zusammenarbeitet.

Die übrigen Luftstreitkräfte haben entweder nicht geantwortet oder die Aufforderung mit der Begründung abgelehnt, daß diese Daten unter das militärische Geheimnis fielen (Spanien) und auf jeden Fall nicht besonders relevant seien, oder aber, daß das Amt, an das ich mich gewandt hatte, in dieser Sache nicht zuständig sei (Bundesrepublik Deutschland), ohne jedoch anzugeben, welche Dienststelle hierfür zuständig wäre. Unlängst haben die spanischen Luftstreitkräfte die

militärische Geheimhaltung aufgehoben und eine Liste von Beobachtungen veröffentlicht, von denen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem zuvor erwähnten Fall Alitalia besitzt. Die Luftstreitkräfte aller Länder haben jahrelang die Geheimhaltung von UFO-Beobachtungen wegen der - wie sich in der Folge zeigte, völlig unbegründeten - Befürchtung, diese Erscheinungen hingen mit Geheimwaffen der UdSSR zusammen, aufrechterhalten. Letztere hat ihrerseits aus denselben Gründen die in ihrem Besitz befindlichen Daten geheimgehalten.

In den Schlussfolgerungen wird die Nützlichkeit eines zentralen UFO-Büros auf europäischer Ebene hervorgehoben:

Es könnte (…) nützlich sein, ein zentrales Büro einzurichten, daß die Informationen über UFOs in der gesamten EG sammelt und koordiniert. In erster Linie könnte es der Flut unkontrollierter Gerüchte entgegentreten, welche die Öffentlichkeit verunsichern, und Anlaufstelle für die zahlreichen Beobachtungen dieser Art werden, wie in dem jüngsten Fall des spektakulären Absturzes eines Meteoriten über der Adria oder eines russischen Kosmos in Frankreich. Schließlich könnte ein solches Zentrum über das Vorhandensein und die Art seltener Phänomene wichtige Erkenntnisse beisteuern und sich auf bereits vorhandene Organisationen stützen. Da der SEPRA bemerkenswerte Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hat, wäre die logische und nicht kostspielige Konsequenz, ihm eine europäische Rolle und einen europäischen Status zu verleihen, der es ihm ermöglichen würde, Untersuchungen und Informationsaktionen in der gesamten EG durchzuführen.

Dem Bericht ist ein Anhang beigefügt, der den Textvorschlag für eine entsprechende Resolution enthält. In der uns vorliegenden deutschen Übersetzung fehlt der Anhang, wir konnten ihn aber aus einer anderen Version übersetzen.

VORSCHLAG FÜR EINE RESOLUTION (ВЗ-1990/90)

vorgelegt gemäß Artikel 63 der Geschäftsordnung von N. DI RUPO zur Einrichtung eines Europäischen Zentrums zur Beobachtung von "UFOs".

Das Europäische Parlament.

A. in der Erwägung, dass Bürger seit vielen Jahren behaupten, unerklärliche Phänomene am Himmel über mehreren europäischen Ländern beobachtet zu haben,

B. in der Erwägung, dass in den letzten Monaten auch vertrauenswürdige Personen, Wissenschaftler und Militärs Zeugen von unerklärten Erscheinungen geworden sind, die mit "UFOs" (unidentifizierten Flugobjekten) gleichgesetzt werden,

C. in Anbetracht der großen Anzahl von Zeugenaussagen aus mehreren Ländern der Europäischen Gemeinschaft in der Nacht vom 5. auf den 6. November 1990,

D. in der Erwägung, dass ein Teil der Bevölkerung über die Häufigkeit dieser Phänomene beunruhigt ist,

1. fordert die Kommission auf, kurzfristig ein "Europäisches Zentrum zur Beobachtung von UFOs" einzurichten ;

2. schlägt vor, dass dieses Europäische Zentrum zur Beobachtung von "UFOs" alle verstreuten Sichtungen sammelt, die von europäischen Bürgern und Institutionen (Militär und Wissenschaft) gemeldet werden, und dass es wissenschaftliche Beobachtungskampagnen organisiert ;

3. schlägt vor, dass dieses Zentrum von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften und einem ständigen Ausschuss mit Experten aus den zwölf Mitgliedsstaaten verwaltet wird.

  

Trotz der Befürwortung des Antrags gab es keine entsprechende Resolution im Europaparlament, was auch zu Diskussionen über die Gründe führte. Edoardo Russo von der italienischen CISU, der Tullio Regge auch persönlich kannte, gab im Rahmen einer Diskussion dazu Auskunft:

Ich versorgte die Sekretärin von Tullio Regge mit einigen Unterlagen, und wir blieben danach in guten Beziehungen, (…) wir waren beide Redner bei einer UFO-Konferenz im Polytechnikum von Turin im Jahr 2001, und er war Gastredner bei unserem internationalen Kongress in Saint Vincent im Jahr 2007.
Er hat wiederholt gesagt (und geschrieben), was geschehen ist: Er hatte seine Meinung geäußert, dass kein EU-Ausschuss erforderlich sei, solange GEIPAN existiere und einen europäischen Status erhalten könne. Diese Schlussfolgerung wurde der Generalversammlung nie vorgelegt, da das Parlament (1994) aufgelöst wurde.
Zwei britische Abgeordnete sprachen sich gegen seine Schlussfolgerung aus, aber nicht aus politischer Opposition: Sie gehörten der Labour Party an, d.h. derselben sozialistischen Fraktion, der auch Tullio Regge angehörte. Sie führten ihren eigenen (typisch britischen) Kampf gegen neue EU-Ausgaben. Er war unerbittlich und ironisch wie immer, als er uns sagte, dass: "Sie haben nichts davon verstanden".

Edoardo Russo gab uns dankenswerterweise auch ergänzende biografische Infos zu Tullio Regge, anlässlich eines früheren Artikels in einer Zeitschrift der CISU und einige Fotos:

Tullio Regge ist einer der bekanntesten Wissenschaftler Italiens. Er wurde 1931 in Turin geboren, schloss 1952 sein Physikstudium ab und vervollkommnete es von '54 bis '56 an der Universität von Rochester (New York). Seit 1962 ist er ordentlicher Professor für Relativitätstheorie an der Universität von Turin. Von 1965 bis 1979 forschte er am renommierten Institut für Höhere Studien in Princeton (USA).
Seine Beiträge zur Hochenergiephysik sind von grundlegender Bedeutung, und er hat wichtige Forschungsarbeiten zur relativistischen Theorie der Kollisionen, zu den Phänomenen niedriger Atmosphären und zur diskreten Gravitation durchgeführt, die ihm mehrere wissenschaftliche Preise und Auszeichnungen einbrachten (Heineman-Preis der American Physical Society 1964, Einstein-Medaille 1979, Powell-Medaille der European Physical Society 1987).
Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit hat er sich in zahlreichen Artikeln (seit 1978 arbeitet er mit der Tageszeitung La Stampa zusammen) und Büchern ("Raum, Zeit, Relativität", 1981; "Chroniken des Universums", 1981; "Die Wunder des Universums", 1981; "Die Wunder des Universums", 1981 ) intensiv für die Popularisierung der Wissenschaft eingesetzt. , 1981; "Die Wunder der Wirklichkeit". , 1987; "Die Erben des Prometheus". , 1993), sowie verschiedene zivilgesellschaftliche und soziale Engagements, insbesondere zugunsten von Behinderten.
Als Unabhängiger auf den PCI-Listen wurde er 1990 in das Europäische Parlament gewählt, wo er Mitglied des Ausschusses für Energie, Forschung und Technologie ist. Als bekennender Skeptiker des Paranormalen unterstützt er die Initiativen des Italienischen Komitees für die Kontrolle von Behauptungen über das Paranormale (CICAP) und arbeitet an dessen Aktivitäten mit.

Mitwirkende an der CISU-Konferenz 2007 (v.li.): Gian Paolo Grassino, Astronom Guido Cossard, Paolo Toselli, Tullio Regge, Journalist Piero Bianucci (Bildrechte: Maurizio Morini, CISU)

Tullio Regge (rechts) mit Gian Paolo Grassino (Bildrechte: Edoardo Russo, CISU)

 

Nachfolgend können Sie die deutsche Übersetzung des Ausschussberichts lesen. 

 

 

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