Deutschlands bekanntester Ufo-Skeptiker Werner Walter meldete sich vergangene Woche mit einer Pressemitteilung zurück und gibt weitere Einblicke in seine persönliche Zukunft. Über den Umbruch beim skeptischen Netzwerk CENAP (Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene) berichteten wir auf ufo-information.de im Juli 2014 hier: Umbruch beim Cenap
Heute sprach Dennis Kirstein von ufo-information.de mit Werner Walter über Vergangenes und Zukünftiges. Das im Gespräch erwähnte Onlinearchiv des Cenap Report können Sie Ausgabe für Ausgabe hier herunterladen: Cenap Report Archiv
Dennis Kirstein (dk) Hallo Werner, nach gut 18-monatiger Abstinenz zunächst einmal die Frage: Wie geht es Dir heute?
Werner Walter (ww) Hallo Dennis, heute bin ich gesundheitlich gut gerüstet, aber arm wie eine Kirchenmaus.
dk: Zumindest der erste Punkt freut uns natürlich sehr. Was hat Dich denn nach der langen Abwesenheit motiviert die Pressemitteilung von vergangener Woche herauszugeben? Du hättest es ja bei dem krankheitsbedingten Schlussstrich belassen können.
ww: Dies ist ein zweischneidiges Schwert. Während meines Krankenhausaufenthalts und während meiner Reha-Maßnahme hatte ich genug Probleme am Hals, um quasi nicht mehr an die UFOlogie zu denken. Erst bei meiner Entlassung wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich nicht mehr nach Hause komme und jetzt in einem Pflegeheim bin. Dies war gelinde gesagt ein Schock, jetzt lebe ich hier im CentroVerde seit 2.Juli 2014. Erst seit ein paar Tagen habe ich wieder Internet und dies macht mich wieder freier als Mensch, auch wenn ich auf absehbarer Zeit nach Sponsoren für den Internet-Unterhalt suche. Ich habe quasi potentiell Hab und Gut durch die Wohnungsauflösung verloren.
Nach und nach kehren Erinnerungsschwächen zurück. Dies geht auch darauf zurück, dass ich die Funktion des wandelnden UFO-Lexikon nicht mehr habe. Dazu muss dringlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass ich mein bei Dir verweilendes Archiv nicht mehr dingfest habe. Ich habe heute noch nur eine ganz kleine Bibliothek an Büchern.
dk: Dein Archiv ist riesig und ist heute wohl behütet bei mir aufbewahrt und chronologisch sortiert.Nach der Wohnungsauflösung musste eine Entscheidung her was mit dem Material geschehen soll. Vieles davon ist mittlerweile im Cenap Report Archiv auf ufo-information.de veröffentlicht worden. Bisher ist es aber nur ein Bruchteil dessen, was das Archiv noch an interessantem Material bereithält. Wie hat Dir die Idee mit dem Onlinearchiv gefallen? Das Interesse am Archiv ist riesig, wenn wir die Zugriffszahlen betrachten.
ww: Die Idee mit dem CENAP Report-Archiv war hervorragend, quasi ein Lexika mit Macken.
dk: Die Kritik an Dir ist in der gesamten Szene immer lauter geworden. Der Ufo-Meldestellenblog wurde immer unleserlicher und themenfremder. Ehemalige Weggefährten wie Hans-Werner Peiniger haben sich öffentlich von Dir distanziert. Auch wir von ufo-information.de haben die Art und Weise wie Du das Thema zuletzt behandelt hast klar kritisiert. Wie siehst Du das alles auch heutiger Sicht mit ein wenig Abstand?
ww: Kritik ist die eine Seite, als Hass verkaufte Kunst-Kritik ein Feigenblatt die andere Seite. Schlussendlich ist der von mir geführte UFO-Meldestellenblog tatsächlich in den letzten Monaten meines Handwerks UFO-thematisch in die Binsen gegangen. Warum auch immer. Ich gehe heute davon aus, dass das UFO-Thema mir am Allerwertesten vorbeiging und ich sprichwörtlich die Schnauze voll hatte, weil mich zuletzt auch gerade wegen der UFO-Hotline zu viele UFOlogen terrorisierten. Dies führte auch zu meinem Schlaganfall. Roland Gehardt hatte ja schon früher die Konsequenzen gezogen und seinen damaligen Weblog eingestellt als auch persönliche Angriffe und Drohungen auf ihn und seine Familie überhandnahmen. Der GWUP-Blog berichtete ja darüber.
dk: Drohungen von Ufo-Gläubigen kennen wir leider alle nur zu gut. Wenn diese dazu führen dass die eigene Gesundheit angegriffen wird, ist es tatsächlich Zeit sich eine Auszeit zu nehmen. Hier hat Roland Gehardt damals noch den Absprung geschafft. Dir ist das leider nicht rechtzeitig gelungen. Hattest Du schon Gelegenheit Dir ein Bild davon zu machen was in den vergangenen 18 Monaten in der Szene so passiert ist?
ww: Nein, darum war ich bei unserem Heilbronner Treffen letzthin so schweigsam. Hansjürgen Köhler hatte mich schon zu Krankenhaus-Zeiten grob über laufende Dinge informiert. Ich hatte aber, wie gesagt, bisher kein Internet. "Szene“… damit ist wohl die mehr und mehr abhanden gekommene UFOlogen-Szene gemeint.
dk: Ehrlich gesagt hast Du auch nichts weltbewegendes verpasst. Bis auf eine Hand voll Personen in Deutschland kenne ich eigentlich niemanden mehr, der sich tatsächlich noch ausschließlich mit dem Ufo Thema beschäftigt. Wo man hinschaut sind die Personen ausgestiegen oder haben ihre Weltanschauung mit allerlei weiteren Verschwörungstheorien erweitert. Als weiteren großen Einschnitt in der Szene kann man auch die fortschreitende Verdrängung von kritisch denkenden Ufo-Phänomen-Forschern sehen. Im vergangenen Herbst wurde Cenap-Mitbegründer und jahrzehntealtes GEP-Mitglied Hans-Jürgen Köhler aus eben jener ausgeschlossen. Die Aufnahme meinerseits und eine engere Zusammenarbeit mit ufo-information.de wurden im gleichen Zeitraum im Vorstand kontrovers diskutiert und letztendlich abgelehnt. An jungen Leuten kommt niemand mehr nach. Machst Du Dir Sorgen um die kritische Ufo-Szene?
ww: Als deutscher Alt-Vater (keine Ehre für mich) der skeptischen UFO-Szene ist es so eine Sache. Was für eine Sache dieses Verhalten aber sein soll, weiß ich auch nicht genau.
dk: Wie stellst Du Dir Deine weitere Arbeit am Ufo-Mythos vor? Laut der Pressemitteilung wird es die Ufo-Meldestelle wohl nicht mehr geben. Wirst Du den Meldestellenblog wieder übernehmen oder gar ein Relaunch des Online Cenap Reports anstreben?
ww: Keine Ahnung wie es mich als Myth-Buster einnimmt. Dazu muss es erst einen Resonanzkörper geben. Roland Gehardt kann den UFO-Meldeblog weitermachen, wenn er das möchte. Einen Neustart des Online Cenap Reports von mir aus wird es auf gewisse Zeit auch nicht geben, klappert da eine Hintertüre. Ich weiß nicht.
dk: Na das klingt zumindest nicht nach einem eindeutigen Nein. Könntest Du Dir vorstellen Deine viel beachteten "German Ufo Chronicles" zu überarbeiten und zu aktualisieren? Das Mammutwerk hätte es verdient nach so vielen Jahren nochmals ein erfrischendes Update zu erhalten und wäre gleichzeitig wohl auch Dein Fazit aus über 40 Jahren Beschäftigung mit dem Phänomen.
ww: Jetzt nicht, ich habe jetzt eine Brille und das Lesen über die gewaltige Wegstrecke ermüdet meine Augen. Auch muss ich mich erst nach und nach einarbeiten. Vielleicht zum echten Jahrestag.
dk: Das sind ja noch ein paar Jahre. Vorher, im Frühjahr 2016, kehren die X Akten mit neuen Folgen ins Fernsehen zurück. Mulder und Scully ermitteln wieder. In den 1990er Jahren haben sie für einen regelrechten Ufo Boom gesorgt. Glaubst Du, so etwas ist noch einmal möglich? Werden die Medien noch einmal so auf das Thema anspringen?
ww: Ja, durchaus möglich, die fliegende Untertassen des indischen Schuljungen sind in Deutschland schon mit dem X-Files-Hauch rübergekommen. Nur wundert mich, dass die Folgestory mit dem Alienbild auf der Baustelle nicht verwurstet wurde und dies die Story rund machte. Mal sehen wie die aktuellen X-Akten von der Grundgeschichte her laufen und wie der Bezug zum UFO-Thema läuft. Hoffentlich nicht wieder als Weltverschwörung.
dk: In Deiner Pressemitteilung schreibst Du, dass Du Modellflugdrohnen für die „Ufos des 21. Jahrhunderts“ hälst. Mit ihren Flugmanövern und Lichtern ist ihr Erscheinungsspektrum nahezu unendlich groß. Ähnlich wie bei den Modellheißluftballonen wird es schwer werden sie im Anschluss genauestens zu identifizieren, d.h. den Fall bis auf den Drohnenpiloten zurück zu verfolgen. Die Arbeit mit Wahrscheinlichkeiten dürfte zunehmen. Das macht es doch für Ufo-Forscher ungemein schwerer und öffnet die Tore für wilde Spekulationen, oder?
ww: Die erkannte IFO-Problemstellung ist im Grunde wie mit den MHBs/Himmelslaternen. IFO-Kernwissen macht den Unterschied und gibt den Vorteil gegenüber Ufo-Gläuigen her... Alles was UFO-Irritations-Potential hat und populäre Verbreitung findet (also UFO-Impressionen hergibt) sind News. Sterne und Planeten sind genauso wie Feuerkugel-Boliden nach wie vor für Aufregungen gut, vor 10 Jahren, vor 50 Jahren - und in Zukunft. Neonfarbene Modellflugdrohnen sind wegen dem Eigner sicherlich schwer dingfest zu machen, bei den Himmelslaternen war es ebenso. (Wilde) Spekulationsmuster sind eigentlich so frei wie Gedankenkräfte und es ist mühselig darüber zu reden. Damit ist Tür und Tor geöffnet für Profi-Spekulanten und Blender.
dk: Für Ufo-Gläubige also auch weiterhin genug Fallmaterial um an einen anomalen Hintergrund zu glauben. Deine Ufo-Hotline gehört nun der Geschichte an. Rund 4.000 Fälle sind von Dir bearbeitet worden ohne Erkenntnisse die in Richtung eines anomalen Phänomens hinter den Ufo Sichtungen gehen. Welche Forschungsansätze siehst Du noch für die Zukunft? Welches Themengebiet gibt es noch zu beackern?
ww: Ja, die UFO-Hotline hat aber Hansjürgen Köhler übernommen. Auch Zustimmung dafür, dass es keine anomalen EXTERNEN (nicht menschengemachte) Phänomene gibt. So gesehen ist der Ideenreichtum für manchen UFO-Beobachter anomal-kreativ.
Daher gibt es keine weiterführenden "Forschungsansätze", dies ist ein zu hoch gestochener Begriff und "verspricht" künstlich mehr als er je halten kann. Die Forschungsansätze sind in der UFOlogie überwunden, es wiederholt sich nur alles - um das wenige Interesse am Irrationalen hochzuhalten. Wenn es auch wegen der menschlichen Seele unmöglich erscheint, so kann man die Suche nach dem Irrationalen als konkreten Forschungsgegenstand auf sozio-philosophischer Sicht "beackern", man kann es aber betreffs der Unmöglichkeit auch sein lassen.
dk: Das klingt nun wieder mehr nach dem resignierten Werner Walter. Ich hoffe, dass Du schon bald wieder zur alten Stärke, vor allem gesundheitlich aber auch in Bezug auf Deine Arbeiten rund um die Entmystifizierung der fliegenden Untertassen, zurück findest und danke Dir für dieses kurzweilige Gespräch.
ww: Sehr gerne.
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Pressemitteilung von Werner Walter, Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene vom 27.06.15:
Nach Schlaganfall: Der UFO-Jäger aus der Kurpfalz ist zum Sommeranfang 2015 zurückgekehrt
Der 57-jährige Einzelhandelskaufmann und Amateur-Astronom Werner Walter hat als Leiter der UFO-Meldestelle CENAP (Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene) bei Darmstadt`s ESA`s Raumfahrtingeneur Rainer Kresken einen guten Ruf: „Walter ist ein vertrauenswürdiger Beobachter, der nichts mit diesen UFO-Spinnern zu tun hat.“
In der MDR-Sendung „Unter uns“ packte er final aus, um im Februar 2013 in einem Insiderbericht eine Art Schlussstrich unter seiner fast 40-jährigen Pirsch nach „Fliegenden Untertassen“/“UFOs“ zu ziehen. U.a. berichtete die Frankfurter Rundschau aufgrund einer dpa-Reportage vom Januar 2014: „Fliegende Untertassen? Außerirdische im Anflug? UFO-Forscher Werner Walter ist nach Jahren des Forschens müde geworden – es wiederholt sich alles immer wieder.“
Nichts bleibt: 4.000 UFO-Meldungen nachgepirscht!
Der UFO-Jäger aus der Kurpfalz-Metropole Mannheim ging in den vergangenen Jahrzehnten mit seinem Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene etwa 4.000 UFO-Reporten zwecks ungewöhnlichen Himmelserscheinungen nach. Er richtete dazu eine „UFO-Hotline“ als Zentrale ein und betrieb den Blog der UFO-Meldestelle. Walter war schon immer ein Außenseiter der „UFOlogie“ und verfasste dazu das Bestseller-Sachbuch namens UFOs: Die Wahrheit. Damit tat er seine Erkenntnisse kund. Darunter zu dem berühmten UFO-Vorfall von Greifswald im Sommer 1990 an der Ostsee, der sich als Lichtertrauben-Formation als durchaus irdische Magnesium-Fackeln für eine Täuschkörper-Aktion im Manöver der Warschauer Paktstaaten erwies. Jahre der Recherchen waren dazu notwendig!
Für den zeitweisen Betreiber der zentralen UFO-Meldestelle ergaben sich die UFOs schlussendlich als mehr oder sonderliche IFOs. Werner Walter gesteht freimütig: „Und dies langweilte mich auf Dauer. Beim Nachrichtensender N-TV trennte er sich von der UFO-Mythologie als eines der noch funktionierenden modernen Märchen so: „Es gibt keinen ungelösten UFO-Fall.“ So gesehen gibt es scheinbar unheimliche Begegnungen aber schließlich der gewöhnlichen Art. Walter: „Und so hatte ich als Fachmann die Faxen dicke.“ Deswegen stellte er die CENAP-Homepagewww.cenap.de ein; dies sorgte für eine anhaltende Reihe von wütenden Telefonanrufen durch die UFOlogie-Gemeinde. Schließlich führte dies im März 2014 zu seinem Schlaganfall und führte ihn nach langem Spitalaufenthalt zu einem Pflegeheim. Dem UFOlogen-Telefonterror der Uneinsichtigen sei es ´verdankt`.
Das Leipzig-UFO stelle sich als Planet Jupiter heraus!
Nach einem Jahr außer Gefecht erfuhr W.Walter von einem Vorfall aus Ostdeutschland. „Fred vom Jupiter war`s“, folgerte er spöttisch nach seiner Genesung zu dem UFO-Alarm über Leipzig als UFO-Sachverständiger und IFO-Experte für eine Zeitung vor Ort. Der alte UFO-Jäger aus der Kurpfalz ist also wieder zurückgekehrt. Alte `Hassliebe` rostet nicht.
Ein weiteres Himmelsschauspiel erwartet uns in diesen Nächten. Am Westhimmel nähern sich der Mond und die hellen Planeten Jupiter und Venus zu einem Rendezvous. „UFO-trächtig scheint diese Nahbegegnung zu sein“, schmunzelt Walter. Auf absehbare Zeit ist mit einem solchen Himmelsphänomen-Spektakel als Trio nicht wieder zu rechnen. Außerirdische Objekte am Nachthimmel sind so gesehen immer wieder In. Tausende Menschen sahen Mitte März 2015 ebenso die Riesensternschnuppe über Süddeutschland und der Schweiz als IFO-Besucher aus dem All.
Fazit und Zukunft: Die IFO-Drohnen kommen?
UFO-Hysterien gehen auch in Zukunft nie aus. Man entsinne sich der IFO-Drohne von Bremen Anfang des letzten Jahres. Neumodische UFOs werden das alte Fieber wieder anstacheln. Unter anderem werden Modellflugzeuge und Quadrocopter als Lichter in der Nacht als Himmelsphänomene für künftige UFO-Schlagzeilen sorgen. Die Arbeit eines IFO-Experten und UFO-Aufklärers geht also ehrenamtlich mit seinem CENAP-Team (das X-Team in Erinnerung an die TV-Serie Akte X) zum Sommeranfang 2015 in die nächste Runde...