UFO-Trümmerteile im Pentagon?

Hat das Pentagon zugegeben, dass es UFO-Trümmerteile besitzt und tatsächlich Untersuchungsergebnisse darüber jetzt freigegeben? Zumindest einem aktuellen Bericht zufolge, wonach Untersuchungsergebnisse über außerirdisches Material (Trümmerteile) aus UFO-Abstürzen seitens des US-Verteidigungsministeriums, beruhend auf einer Dokumentenfreigabe nach einer FOIA-Anfrage, jetzt vorliegen würden. Seit der ersten Berichterstattung mit der Offenlegung des Pentagon-Programms AATIP und den inzwischen allseits bekannten Navy-UFO-Videos im Jahr 2017 in der New York Times (NYT) und in der Folge andauernden Berichterstattung rund um diese Ereignisse und weiteren Enthüllungen ist dies eine weitere sensationell anmutende Meldung mit Verbindung zum AATIP-Programm des Pentagons.

Wie zu erwarten, hat es diese Meldung auch in deutsche Medien wie Focus online und RT DE geschafft. Was uns bei diesem speziellen Thema rund um die Pentagon/Navy-UFOs immer wieder ärgert, ist, dass hierzulande entsprechende Berichte selbst bei ansonsten eigentlich seriösen Medien, wie hier der Focus, weitgehend unreflektiert wiedergegeben werden, ohne sich die Mühe zu machen, dazu zu recherchieren. Schon mit wenig Aufwand finden sich dazu auch kritische Reflektionen des Ganzen, die man dabei hätte einfließen lassen können.

Außergewöhnliche Behauptungen

Ausgangspunkt ist ein Bericht von Anthony Bragalia auf dessen Blog UFO Explorations, woraus auch die erwähnten deutsche Medien einige zentrale Aussagen zu den sensationellen Eigenschaften des untersuchten Materials zitiert.

Der Originalbericht von Bragalia, mit dem Titel "Pentagon bestätigt den Besitz von UFO-Trümmerteile und veröffentlicht Testergebnisse" weckt sehr hohe Erwartungen. Seinen Angaben zufolge beruht dieses Eingeständnis auf einer Antwort nach einer FOIA-Anfrage von ihm, auf die er in einer ersten Charge fünf so genannte „Defense Intelligence Reference Documents" (DIRD) mit einem Umfang von 154 Seiten erhielt. Seine Anfrage bezog sich auf "physische Trümmer, die vom Personal des Verteidigungsministeriums als Rückstände, Treibgut, abgeschossenes Material oder abgestürzte UAPs oder nicht identifizierte Flugobjekte geborgen wurden". Er erhielt dann auch Dokumente die sich auf gesicherte UFO-Trümmerteile und dessen Analysen beziehen sollen und unter dem AATIP-Program verwaltet wurden. Das erwähnte Material soll von dem Subuntermehmen Bigelow Aerospace (BAASS) aufbewahrt werden, was bereits bei der Offenlegung von AATIP erwähnt wurde.

Bragalia zufolge hat das Pentagon "zugegeben, ungewöhnliche Trümmerteile von UFOs erhalten und untersucht zu haben". In den Dokumenten wird demnach bspw. von einem "Gedächtnismaterial" gesprochen, das sich, nachdem es gefaltet oder zerknüllt wurde, immer wieder an seine vorige Form erinnert und diese annimmt. Bragalia zieht hier Parallelen zum Roswell-Zwischenfall wo ein ähnliches metallartiges Material gefunden und von weit über 40 Zeugen erwähnt worden sein soll. Ferner wird auf die Untersuchung so genannten Metamaterials exotischen Ursprungs eingegangen, das folgende Eigenschaften haben soll:

Kann verwendet werden, um "Licht zu verlangsamen" und sogar "Licht vollständig zum Stillstand zu bringen"
(Dies impliziert die Fähigkeit, die Lichtgeschwindigkeit zu manipulieren (elektromagnetische Energie, die sich mit 186.000 Meilen pro Sekunde bewegt)

Kann durch Manipulation der Brechung des Reflexionsvermögens und der Erhöhung der Lichtabsorption Unsichtbarkeit hervorrufen. Die Berichte verwenden Begriffe wie "optische Isolation" und "Transparenz" und verweisen auf eine "MetaMirror" -Technologie
(Dies impliziert die Fähigkeit, etwas nicht sichtbar zu machen und der durch Radar, Scannen oder Bildgebung aufzunehmen)

Hat die interessante Fähigkeit, "elektromagnetische Energie zu komprimieren"
(Eine solche Verdichtung kann den Informations- und Energiespeicher verkleinern und deren Übertragung beschleunigen, indem das Volumen verringert wird.)

Zeigt eine bestimmte "abstimmbare Resonanz", die wahrscheinlich "während der Herstellung bestimmt" wurde.
(Der Ausdruck "abstimmbare Resonanz" bezieht sich auf eine Schwingung mit großer Amplitude aufgrund eines kleinen Stimulus. Neuere Forschungen zeigen Potenzial auf dem Gebiet der "Energy Harvesting" -Technologien oder der Entnahme von Energie aus der Umgebung für elektronische Geräte mit geringem Stromverbrauch.)

 
Trübe Gewässer

Soweit auszugsweise aus Bragalias Artikel. Was uns immer stutzig macht, sind Verweise auf den Roswell-Zwischenfall, die überwiegend auf eher neuzeitlichen Mythen darüber beruhen. So hier das angebliche Metall mit „Gedächtnis“, von dem der damals beteiligte US-Soldat Jesse Marcel ein Teil mit nach Hause genommen haben soll. Sein Sohn, Jesse Marcel Jr., hat dieses exotische "Gedächtnismaterial" aber nie bestätigt und selber auch nie in den Händen gehabt. Wer diese ominösen 40 Zeugen sein sollen, ist auch nicht bekannt. Ein Zusammenhang mit Roswell wurde bereits bei der ersten Bekanntgabe des Erwerbs sogenannten Metamaterials durch die TTSA hergestellt, dessen Ursprung aber mehr auf herkömmlichen Industrieabfall und anderen Metallschrott erinnert.

John Greenewald von The Black Vault hat sich des Themas auf seinem Blog angenommen, auf das wir uns im Weiteren im Wesentlichen beziehen. Das von Bragalia verwendete Titelfoto für seinen Artikel (s.o.) entlarvt Greenewald als seit fast einem Jahrzehnt kursierendes Foto im Internet, das mit dem aktuellen Sachverhalt nichts zu tun hat. Ebenso erwähnt er eingangs richtig, dass das, was zunächst natürlich sensationell klingt, als Behauptung nicht so neu ist. Dass die US-Regierung Trümmer oder Material von (angeblichen) UFO-Abstürzen haben soll, wurde schon öfter behauptet. Zuletzt äußerte Luis Elizondo, der nach eigener Aussage im Auftrag des Pentagon eine geheime UFO-Studie durchgeführt hat, er "glaube", dass die US-Regierung derartiges Material habe. Auf mehrfache Nachfrage wollte er aber nicht weiter darauf eingehen und verwies auf seine Geheimhaltungsvereinbarung.

Das offenbart Greenewald zufolge auch gleichzeitig die Lücke in diesen außerordentlichen Behauptungen, die fehlenden Beweise:

"Es gibt keine Testergebnisse; keine bestätigten Artefakte und kein offizielles Eingeständnis der Regierung, dass irgendetwas davon in der Weise existiert, wie einige sagen. Bis jetzt gab es nur Worte, Ansprüche und Spekulationen. Doch, nichts Definitives."

Greenewald vermutet schlüssig, dass die Antwortdokumente durch einen spezifischen Punkt aus Bragalias Anfrage ausgelöst wurden ("Titel und Autor jedes technischen und analytischen Berichts, bezogen auf das gesamte besessene Material") und nicht auf die UAP-bezogenen Punkte, da im gesamten Material nirgends "UFO", "UAP", "Aliens", "Außerirdische" oder "Absturztrümmer" erwähnt werden. Bragalia entgegnete dazu, dass es naiv sei, zu glauben, dass in technischen Dokumenten diese Schlüsselbegriffe explizit auftauchen würden. Allerdings gibt es einen Punkt, der Greenwalds Annahme stützt. So hat Bragalia selber im Nachhinein seine Abfrage abgeändert, um eine schnellere (erste) Reaktion zu erhalten, was bei solchen FOIA-Anträgen auch durchaus üblich ist, um Bearbeitungszeiten zu verkürzen oder auf mehrere Chargen aufzuteilen. Im vorliegenden Fall änderte Bragalia seine Anfrage dahingehend ab, um die Materialanalysen schneller zu erhalten und anderes Material zu anderen Punkten zu einem späteren Zeitpunkt.

Die insgesamt 38 DIRDs wurden im Rahmen des AAWSAP-Projekts erstellt, das lt. Pentagon der Teil von AATIP war, der in den privaten Sektor ausgelagert wurde, hier die Tochtergesellschaft BAASS von Bigelow Aerospace. Die 5 DIRDs der ersten Charge waren alles Berichte, die sich in irgendeiner Weise mit "Material" befassten, so dass sie in der ersten Antwort enthalten waren. Der UAP-bezogene Teil wurde damit zweitrangig.

Reaktion des Pentagons

Dem Pentagon haben Bragalias Behauptungen offenbar nicht so gut gefallen, und die Pentagion-Sprecherin Susan Gough hat sich u.a. gegenüber The Black Vault geäußert, dass diese „ungenau und irreführend“ seien:

"Die Tests, auf die in den von der Defense Intelligence Agency gemäß dem Freedom of Information Act veröffentlichten Dokumenten Bezug genommen wird, bestanden aus bekannten Materialien, die zu Studienzwecken im Rahmen der Mission des Advanced Aerospace Threat and Identification Program durchgeführt wurden, ein Kompetenzzentrum für fortschrittliche Luft- und Raumfahrttechnologien einzurichten." (…) "Alle Behauptungen, dass es sich bei den Tests um Trümmerteile handelt, sind ungenau und irreführend."

Bragalia entgegnete daraufhin, dass ihm bestätigt worden sei, dass das DIA "eine Anfrage nach UFO/UAP-bezogenen Testergebnissen" und nicht "nach bekannten Aero-Defense-Metallen, wie das Pentagon jetzt behauptet", bearbeitet habe. Greenewald kontert dies mit seinen eigenen Erfahrungen nach mehr als 10.000 FOIA-Anträgen und wie sich sich die Bearbeiter bemühten, Antragstellern zu helfen und passendes Material zu finden, auch wenn es sich nur lose auf die Anfrage bezieht. Dadurch kann es aber auch zu falsch interpretierten Ergebnissen kommen.

Als Beispiel erwähnt Greenewald u.a. eine Anforderung bzgl. "Aufzeichnungen, die ein unidentifiziertes fliegendes Objekt (UFO) betreffen oder als solches bezeichnet werden". Die Antwort enthielt einen großen Stapel an Dokumenten, die sich auf den Nurflügler der Gebrüder Horton während des zweiten Weltkriegs bezogen. Ohne Zweifel handelt es sich dabei um ein identifiziertes Flugobekt, das zur eigentlichen Anfrage keinen thematischen Bezug hat. Da dessen Design in manchen Kreisen jedoch als „fliegende Untertasse“ bezeichnet wurde, wurden diese Dolkumente schließlich der Antwort hinzugefügt.

 

 

 

Wo sind die Trümmerteile?

Schließlich stellt sich die Frage, wo diese angeblichen Trümmerteile bzw. das exotische Metamaterial gelagert wird. Während die NYT 2017 berichtete, dass die Bigelow Aerospace an ihrem Hauptsitz Gebäude umgebaut hätte, für „die Lagerung von Metalllegierungen und anderen Materialien, die laut Elizondo und Programmauftragnehmern aus unbekannten Luftphänomenen geborgen wurden“, sagte Robert Bigelow selber, dass sie überhaupt kein Material gehabt hätten. Dies hat Bigelow in einem Interview mit George Knapp bestätigt, als dieser ihn danach fragte: "Hattest du es jemals?" fragte Knapp, Bigelow antwortete: "Wir hatten nie welches.".

Diese Aussage entkräftet weiter die Behauptung, dass das Pentagon zugegeben habe, UFO-Trümmerteile zu besitzen und untersucht zu haben. BASS, das Bigelow selber gehörte und als oben erwähnter Subunternehmer für die Erstellung der fraglichen Dokumente zuständig war, konnte aber letztlich nicht analysieren, was sie gar nicht besessen hatten. Dr. Hal Puthoff, der das AAWSAP für BAASS leitete und für die Themen der DIRD-Berichte verantwortlich war, sagte dazu:

"Die fünf zitierten DIRDs, die wir in Auftrag gegeben haben, befassten sich mit fortgeschrittenen Materialthemen, die möglicherweise für fortgeschrittene Luft- und Raumfahrtanwendungen von Bedeutung sind, und nicht mit der Bewertung von UAP-Trümmern, die wir in der Hand haben."

 

Diese Ungenauigkeiten bzgl. angeblicher Trümmerteile kamen bereits im Juli 2020 an Tageslicht, als in der NYT über Materialien von Fahrzeugen aus anderen Welten berichtet wurde, die angeblich seit Jahrzehnten heimlich untersucht würden. Der dabei zitierte frühere Senator Harry Reid sah sich dadurch gezwungen, eine Richtigstellung abzugeben, in dessen Folge die NYT den Artikel dahingehend korrigieren musste.

 

 

 

 

 

Wie geht es weiter?

Bragalia hält weiter seine Position und Behauptungen aufrecht und gibt an, eine Klage gegen das Pentagon eingereicht zu haben, "um die zugrunde liegende Wahrheit aufzudecken". Ferner gibt er als eine neue Ergänzung seiner Geschichte Telefongespräche mit Verantwortlichen bei der DIA an, die aber vermutlich schwer zu überprüfen sein werden.

Greenewald stellt abschließend richtig fest, dass außergewöhnliche Behauptungen über UFO-Trümmerteile beim Pentagon und dessen Untersuchung durch nachprüfbare Beweise gestützt werden müssen, die weder durch Bragalias noch frühere Behauptungen in der NYT vorgelegt wurden. Die bisher präsentierten "Fakten" bröckeln wie so oft auseinander, sobald man sich näher damit befasst. Greenewald drückt es so aus, dass das Wasser immer trüber wird, sobald es um UFO-Trümmerteile geht.

 

Greenewald hat zu seinen Recherchen YouTube-Videos eingestellt:
Did the Pentagon just admit to having UFO Debris? (Spoiler Alert: No) - Here's what REALLY happened

 

Pentagon Admitted to UFO Debris and analysis? Here are the Nails in the Coffin to Debunk It.

 

Fotocredits: The Black Vault, Anthony Bragalia

Quellen:
Bericht auf Focus online
Bericht auf RT DE
Beitrag auf dem Blog von Anthony Bragalia
Beitrag auf The Black Vault
FOIA-Anfrage von Baraglia (PDF)

 

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