Titel des New York Times-Artikels
"Wow, was ist das?" Genau das ist die Frage
Nach dem Enthüllungsartikel in der New York Times (NYT) Ende 2017 über das bis dahin geheime und vom Pentagon finanzierte UFO-Programm AATIP folgte nun der zweite Streich in Form eines weiteren NYT-Artikels, mit dem Titel: 'Wow, what is that?' Navy Pilots Report Unexplained Flying Objects. Die drei Autoren des Artikels (Cooper, Blumenthal und Kean) sind dieselben, die bereits den erstern NYT-Artikel verfassten. Von den Autoren, selber UFO-Anhänger, ist Leslie Kean als UFO-Promoterin und Autorin eines populären UFO-Buches ("UFOs: Generals, Pilots and Government Officials Go On the Record") bekannt. Kean hat 2012 ein Video, das von der chilenischen CEFAA stammt, dem Pendant der chilenischen Luftwaffe zum amerikanischen Blue Book, als "starken UFO Beweis" bezeichnet, das angeblich Wissenschaftler, Luftfahrtexperten und Photogrammetrietechniker von Armee und Luftwaffe als unerklärlich hielten (kommt uns das bekannt vor?), bis es nach eingehender Analyse mehrerer Kritiker als banale Fliege enttarnt wurde.
Im aktuellen NYT-Artikel besagter Autoren kommen verschiedene Navy-Piloten zu Wort, die ungeklärte Flugobjekte beobachtet und gemeldet haben. So heißt es u.a.:
"Die seltsamen Objekte, eines davon wie ein sich gegen den Wind drehender Kreisel, tauchten von Sommer 2014 bis März 2015 fast täglich hoch am Himmel über der Ostküste auf. Navy-Piloten berichteten ihren Vorgesetzten, dass die Objekte keine sichtbaren Motor- oder Infrarot-Abgasfahnen hatten, aber 30.000 Fuß und Überschallgeschwindigkeiten erreichen konnten."und
"'Diese Dinge würden den ganzen Tag draußen gewesen sein' sagte Lt. Ryan Graves, ein F/A-18 Super Hornet-Pilot, der seit 10 Jahren bei der Navy ist. 'Um ein Flugzeug in der Luft zu halten, ist ein erheblicher Energiebedarf erforderlich. Mit den beobachteten Geschwindigkeiten sind 12 Stunden in der Luft, 11 Stunden länger als erwartet." |
Der aufmerksame Leser dürfte sich jetzt zu recht fragen, wenn dort angeblich über etwa ein dreiviertel Jahr unbekannte Objekte "fast täglich" gesehen wurden und "12 Stunden" am Himmel herum flogen, warum gibt es dann keine eindeutigen Sachbeweise in Form von Fotos, Videos oder instrumenteller Aufzeichnungen, die alle Zweifel an ihrem Aussehen und ihrem Flugverhalten beseitigen? Dafür werden wiederholt lediglich die von der To The Stars Academy (TTSA) immer wieder beworbenen selben Infrarotvideos gezeigt, die jedoch mit diesen Vorfällen keinerlei Verbindung haben. Keiner der beteiligten Piloten gab an, an diesen Videoaufnahmen beteiligt gewesen zu sein. Die gerne in diesem Zusammenhang geäußerte Behauptung, es läge weiteres Material vor, das nur nicht freigegeben wurde, hilft nicht weiter und lässt keine einseitige Ableitung für die Annahme eines anomalen Phänomens zu.
Von einer Aussage abgesehen, haben die Navy-Piloten offenbar selber nie etwas mit bloßem Auge gesehen, sondern es gab lediglich Radarkontakte. Wenn die Piloten versuchten, sich den Positionen der Objekte zu nähern, war jedoch nichts zu sehen. Nichts Unbekanntes bei vielen früheren Radarkontakt-Fällen. Entweder waren die Ziele sehr klein, dass sie nicht mit bloßem Auge gesehen wurden oder es war etwas ganz anderes. Ohne weitere Daten lässt sich das schwer sagen. Wie im Artikel erwähnt, traten diese Radarkontakte offenbar erst auf, nachdem ein neues Radarsystem installiert wurde. Insofern dürfen wir annehmen, dass von Seiten der Entwickler bereits daran gearbeitet wird. Leider sind uns die gemachten Mitteilungen der Piloten selber nicht bekannt, was für eine weitere Beurteilung notwendig wäre.
Ein Leser verwies uns gegenüber darauf, dass das besagte Radarsysterm in der Lage sei, herkömmliche Flugzeuge zu identifizieren bzw. feindliche von eigenen zu unterscheiden. Allerdings wäre dies in diesem Fall irrelevant, da auch Kritiker einer anomalen interpretation der Sichtungen nicht zwingend davon ausgehen, dass hier gewöhnliche Flugzeuge veranwortlich sind. Man darf davon ausgehen, dass in dem angegebenen Zeitraum über mehrere Monate hinweg herkömmliche Flugzeuge früher oder später identifiizert worden wären. Davon auszugehen, dass die Nichterkennung als Flugzeug gleichbedeutend für ein Flugobjekt exotischer Herkunft ist, wäre dagegen ein Fehlschluss. Kritiker sehen hier wie erwähnt eher andere Ursachen.
Der einzigste Fall, wo jemand mitteilte, etwas direkt gesehen zu haben, ist leider nur eine Aussage aus zweiter Hand, nach der ein Pilot eine Beinahekollision mit einem Objekt hatte, das zwischen ihm und seinem Flügelmann geflogen sei und es als eine transparente Kugel mit einem Würfel darin beschrieb. Printy meint dazu, dass aufgrund der geringen Entfernung von 30 Metern zwischen beiden Flugzeugen, das Objekt nicht sehr groß gewesen sein dürfte. Aufgrund der Beinahekollision und der sich daraus ggf. ergebenden notwendigen Reaktion dürfte der Blickkontakt nur sehr kurz gewesen sein, so dass eine klare Beschreibung dessen, was da gesehen wurde, schwer möglich sein dürfte.
Allgemein wird bei Pilotensichtungen, so auch hier, gerne hevorgehoben, dass es doch glaubwürdige und hochqualifizierte Zeugen bzw. Militärpiloten mit Kampferfahrung seien, die die Berichte abgeben. Dass dadurch deren Beobachtungen glaubwürdiger und zuverlässiger seien, als solche von "gewöhnlichen" Zeugen, ist allerdings ein nicht belegtes und typisches Klischee. Das hat bereits der bekannte frühere UFO-Forscher J. Allen Hynek in einer eigenen Untersuchung festgestellt: "Überraschenderweise scheinen kommerzielle und militärische Piloten relativ schlechte Zeugen zu sein" (The Hynek UFO Report, 1977). Ein Pilot müsse sich vorwiegend darauf konzentrieren, sein Flugzeug sicher in der Luft zu halten und nicht darauf, ausführlich seltsam aussehende Obiekte am Himmel Der englische UFO-Forscher Isaac Koi hat zu diesem Thema der Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit von bestimmten Personengruppen, auch von Piloten, ausführlich geschrieben.
Davon abgesehen rezitiert der Artikel die Arbeit der TTSA und bewirbt die nur wenige Tage nach Erscheinen des Artikels gestartete neue Serie "Unexplained" auf dem History Channel, die von der TTSA mitproduziert wird. Einem Interview mit dem beteiligten Autor Blumenthal zufolge wussten die Autoren um die neue TV-Serie und sahen vorab Teile davon. Sie verwendeten Inhalte daraus für den Artikel, und sind den Aussagen der Zeugen nachgegangen, um ein eigenes Interview zu führen. Blumenthal hält die ganze Geschichte für eine "der größten unserer Zeit", aber sie würden versuchen, Abstand von TTSA zu halten, da es ihrer Glaubwürdigkeit helfen würde, davon getrennt zu sein.
Letztlich ist der gesamte Artikel so mehr als Promotion für die TV-Serie, als eine sachgerechte Aufarbeitung von UFO-Beobachtungen zu sehen.
Quellen:
‘Wow, What Is That?’ Navy Pilots Report Unexplained Flying Objects
Glowing Auras and ‘Black Money’: The Pentagon’s Mysterious U.F.O. Program
punk rock and UFOs
'New York Times' UFO Coverage Still Just a Front for To the Stars and History Channel
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